Dem Flaggschiff der deutschen Industrie geht die Puste aus
Die Hersteller deutscher Luxusautos müssen massive Gewinneinbrüche hinnehmen. Das sind sie nicht gewöhnt, werden sich aber daran gewöhnen müssen.
Die fetten Jahre sind für Porsche & Co. erst einmal vorbei... Foto: Kickaffe (Mario von Berg) / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int
(KL) – Zwei Meldungen flatterten gestern innerhalb weniger Minuten auf den Schreibtisch und beide hatten es in sich. Zunächst meldete Porsche einen Gewinnrückgang von 71 % (!) im ersten Halbjahr 2025, dann meldete Mercedes einen Gewinnrückgang von 55,8 %. Zwar müssen diese Hersteller noch nicht am Hungertuch nagen, doch der weitere Absturz der deutschen Luxusautomobil-Branche ist bereits programmiert. Dafür gibt es mehrere Gründe.
Alles auf die Trump’schen Zölle zu schieben, wäre zu einfach. Allerdings spielen diese auch eine Rolle beim Absturz der deutschen Hersteller von Luxusautos. Der zweite Grund ist, dass sich deutsche Autos nicht mehr gut in China und den USA verkaufen und der dritte Grund ist, dass die deutschen Hersteller die Entwicklungen der letzten Jahre verpasst haben und dadurch den Anschluss verlieren. Dass Hersteller wie Porsche und Mercedes weiter in erster Linie auf ihre früheren Erfolgsmodelle gesetzt haben, stellt sich heute als Fehler heraus.
Denn es gibt auch Gründe, warum den deutschen Herstellern der chinesische Markt wegbricht. Zum einen haben die chinesischen Hersteller von E-Autos einen enormen Qualitätssprung gemacht und verkaufen ihre Fahrzeuge deutlich billiger als die europäische Konkurrenz. Doch zielen die Chinesen nicht etwa auf den europäischen Markt für E-Fahrzeuge ab, sondern auf Marktanteile. Sobald diese bedeutend genug sind, wird Europa eine Schwemme günstiger Fahrzeuge mit Wasserstoff-Antrieb erleben, ein Markt, in dem die deutschen Hersteller inzwischen den Anschluss verloren haben. Der Rückstand, den sich die Porsches, Mercedes oder auch Volkswagen eingefangen haben, wird sich kaum mehr auffangen lassen. Lediglich BMW und die französische PSA sind recht gut auf diesen Technologiewechsel vorbereitet, für die anderen Hersteller dürfte es schnell bergab gehen.
Zu lange haben sich die Hersteller von Luxuskarossen in dem Glauben gewiegt, dass sich ihre Autos als Statussymbole wie von alleine verkaufen – ein folgenschwerer Irrtum. Denn während die deutschen Hersteller weiter brav ihre früheren Erfolgsmodelle produzierten und verkauften, hat die asiatische Konkurrenz nicht nur aufgeholt, sondern die europäischen Hersteller sogar überholt. So stellte Toyota kürzlich den ersten Serienmotor vor, der mit grünem Wasserstoff betrieben wird, der durch Elektrolyse beim Fahren erzeugt wird. Bis die europäischen Hersteller in der Lage sind, vergleichbare Modelle zu einem erschwinglichen Preis zu produzieren und zu vermarkten, dürfte die Konkurrenz aus Fernost bereits die nächsten Entwicklungsschritte gemacht haben.
Wir leben in schnelllebigen Zeiten, in denen sich niemand auf den Lorbeeren von gestern ausruhen sollte. Doch genau das haben die europäischen Hersteller getan und das ging nur so lange gut, wie ein Porsche oder Mercedes in China oder den USA ein echtes Statussymbol war. Doch die Zeiten sind vorbei und der technologische Rückstand der europäischen Hersteller lässt die früheren Erfolgsmodelle in den wichtigsten Märkten zu Ladenhütern werden.
Die Reaktion der deutschen Hersteller ist – sehr deutsch. Statt mit Vollgas in die Entwicklung zu gehen und zu versuchen, den technologischen Rückstand aufzuholen, wird ein radikaler Sparkurs gefahren, werden Mitarbeiter entlassen und versucht man, sich „gesundzuschrumpfen“, dabei würden die Hersteller noch über ausreichend Mittel verfügen, um in eine technologische Entwicklungsoffensive zu gehen. Doch dabei machen vermutlich die Aktionäre nicht mit, die unabhängig von der Weltlage weiter heftige Dividenden erwarten und einfordern. Doch auch das ist ein Fehler – denn je mehr diese Konzerne versuchen zu sparen, desto größer wird der technologische Rückstand auf die asiatische Konkurrenz.
Dazu kommen demnächst US-Fahrzeuge zu einem Importzollsatz von 0 % in Europa auf den Markt, was zur Folge haben wird, dass die deutschen Hersteller selbst in Europa weniger Fahrzeuge absetzen können. Für einen radikalen Kurswechsel sehen die deutschen Hersteller noch keinen Grund und das wiederum wird bedeuten, dass über kurz oder lang das eine oder andere Traditionsunternehmen entweder an einen ausländischen Investor verkauft wird, oder aber den Laden dichtmachen muss.
Der deutschen Wirtschaft stehen schwere Zeiten bevor und der Irrsinn, den Ursula von der Leyen mit Donald Trump vereinbaren wollte und will, wird die Lage noch schwieriger machen. Es ist tragisch, dass Europa in diesen Krisenzeiten über keinerlei qualifiziertes Führungspersonal verfügt, sondern lediglich über Verwalter, deren Horizont leider nicht ausreicht, gegen diese Krisen gegenzusteuern. Eigentlich schade.
Kommentar hinterlassen