Die Augen der Welt haben sich für immer geschlossen
Der große Fotograf František Zvardon ist nach langer und tapfer ertragener Krankheit für immer eingeschlafen. Unser ganzes Team ist in tiefer Trauer über diesen unermesslichen Verlust.
(KL) – „Wenn ich dann gehe, schreib mir einen schönen Artikel“, hatte mir František Zvardon schon vor einigen Monaten aufgetragen. Aber zum Tod eines Freundes kann man nicht viel Schönes schreiben, außer, dass sein Tod für ihn eine Erlösung war, denn der Krebs hatte die Überhand gewonnen. Tröstlich ist nur, dass sein Lebenswerk ewig ist, dass seine Fotos eines Tages in Museen hängen werden und dass die Erinnerung an diesen großartigen Menschen nicht verlöschen kann.
Sein fotografisches Lebenswerk ist von unglaublicher Qualität, doch heute trauern wir weniger um einen großartigen Fotografen, sondern um einen Freund, um jemanden, mit dem wir viel erlebt und viel getan haben. František Zvardon war ein Humanist, ein Poet, ein Künstler, der außergewöhnliche menschliche Qualitäten hatte. Dass er einer der weltbesten Fotografen war, ist eine Sache. Dass er ein Freund war, der wenig auf Äußeres gab, aber den Kern der Menschen erkannte, ist eine andere Sache.
Vor seinem Tod haben wir ihm versprochen, dass wir ihn eine endlose Hommage organisieren werden, indem wir weiterhin jeden Tag eines seiner wunderbaren Fotos veröffentlichen werden. So wird uns der Fotograf weniger fehlen als der Freund, der immer an unserer Seite stand.
Wenige Menschen haben ein erfüllteres Leben geführt als František Zvardon. Nach dem Zusammenbruch des Ostens kam er in den Westen, ins Elsass, und das Elsass wurde erst seine zweite, dann seine erste Heimat. Seine Expeditionen führten ihn rund um den Erdball und wo er auch hinkam, fassten die Menschen sofort Vertrauen zu ihm, denn sie spürten, dass er ihr Leben dokumentierte, ohne es zu beurteilen. Das erkennt man besonders eindrucksvoll an seinen Dokumentationen des Volks der Surma im Süden Äthiopiens, aber genauso gut in seinen Büchern und Serien über den Hohen Norden, wo er sich so wohlfühlte wie ein Fisch im Wasser.
Sein Lebenswerk ist beeindruckend – über 40 Fotobücher, von denen einige bereits heute als Sammlerstücke zu hohen Preisen gehandelt werden, sprechen eine eindeutige Sprache. Dass František Zvardon viele Jahre mit unserem kleinen Medium zusammengearbeitet hat, war eine Ehre und ein Glücksfall, beispielsweise in unseren Serien in Kooperation mit den Europaabgeordneten.
Tröstlich ist für uns ebenfalls, dass František bis zuletzt von seiner wunderbaren Partnerin Michèle gepflegt wurde, die dafür sorgte, dass František friedlich und daheim Abschied nehmen konnte.
Dass er den 8. November noch erlebt hat, den Tag der Vernissage seiner letzten Ausstellung, die auf Deutsch den Titel „Ein ganzes Leben“ trägt, den Tag, an dem sein letztes Buch „Das Elsass und darüber hinaus – eine Reise zwischen Traum und Wirklichkeit“ erschien, den Tag, an dem ihm einer seiner Söhne die Ehrenmedaille seiner Heimatstadt Oprava brachte, die ihm im Sommer verliehen wurde, als er bereits nicht mehr reisen konnte, all das hat dafür gesorgt, dass sich am 8. November der Kreis seines Lebens schließen konnte.
Du wirst uns sehr fehlen, František, aber wir werden natürlich unser Versprechen halten und weiterhin jeden einzelnen Tag eines deiner wunderbaren Fotos veröffentlichen – eine tägliche Hommage an einen Freund, den wir bereits heute schmerzlich vermissen. Und während heute auf der Erde die Lichter erloschen, erstrahlte am Himmel ein neuer Stern. Adieu, František!

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