Die Bahnmanager gönnen sich mal was…
Darauf hat Claus Weselsky von der GDL nur gewartet. Die Manager der Deutschen Bahn genehmigen sich derart hohe Boni, dass sie kaum die extremen Forderungen des GDL-Bosses zurückweisen können.
In den Chefetagen der Deutschen Bahn am Potsdamer Platz in Berlin gönnt man sich einen Schluck aus der Pulle... Foto: PoliticalPost DE / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0
(KL) – Ein „Bonus“, laut Lexikon, ist ein „variables, erfolgsabhängiges Einkommen, das Arbeitgeber zusätzlich zum Gehalt zahlen“ (Stach). Bei der Deutschen Bahn ist das allerdings etwas anders. Die Regel, dass Unternehmen, die während der Pandemie Staatshilfen erhalten haben, ihren Managern keine Boni zahlen dürfen, wird elegant umschifft, die Einzelparameter für die Berechnung der Boni werden so umgestrickt, dass für alle neun Vorstandsmitglieder ein hübscher Schluck aus der Pulle drin ist und insgesamt werden für das Jahr 2022 fünf Millionen Euro an die neun Vorstandsmitglieder ausgeschüttet, die im Januar 2024 gezahlt werden, denn dann ist das wieder erlaubt. Dass gleichzeitig die Kundenzufriedenheit angesichts einer Zuverlässigkeit von nur zwei Dritteln der Züge und der gerade erst erfolgten Preiserhöhung für Fahrkarten im Keller ist, stört den Bahnvorstand nicht. Bei den anstehenden Verhandlungen mit der Lokführergewerkschaft GDL werden diese unverschämten Bonus-Zahlungen zur Sprache kommen und die Deutsche Bahn wird sich angesichts der Millionen-Boni schwer tun, Argumente zu finden, mit denen die Forderungen der GDL abgedämpft werden können.
Alle betriebswirtschaftlichen Rechnungen der Deutschen Bahn sind Milchmädchen-Rechnungen. Zwar erwirtschaftete die Deutsche Bahn 2022 einen operativen Gewinn von 424 Millionen Euro, doch erwartet man für 2023 einen Verlust von rund einer Milliarde Euro. Dazu kommt der Investitionsstau in Höhe von 47 Milliarden Euro, den die Deutsche Bahn bis 2027 in ihre veralteten Infrastrukturen stecken muss, damit Bahnfahren auch morgen noch sicher bleibt, wenn es schon nicht pünktlich sein kann.
Die Boni, die sich die neun Vorstandsmitglieder der Deutschen Bahn genehmigt haben, sind üppig. So erhält Vorstandschef Richard Lutz zusätzlich zu seinem Gehalt in Höhe von 968.000 € einen Bonus von 1,268 Millionen €, was einem Jahresgehalt von 2,236 Millionen € oder einem Monatsgehalt von 186.333 € entspricht. Und weil die Bonus-Parameter für Kundenzufriedenheit im Keller sind, wurde eben schnell der Bonus für die Anzahl Frauen im Management auf 175 % erhöht, damit man auf diesen Gesamtbonus kommt. Doch auch die Kollegen und Kolleginnen werden zu Weihnachten üppig bedacht. So erhält Berthold Huber, Vorstand für die marode Infrastruktur, zusätzlich zu seinem Gehalt von 699.000 € einen Bonus von 712.000 € und wird somit auch zum Einkommens-Millionär. Oder Sigrid Nikutta, die für den Güterverkehr verantwortlich zeichnet und zusätzlich zu ihrem Gehalt von 400.000 € einen Bonus von 481.000 € kassiert. Und bei den anderen Vorständen sieht es nicht viel anders aus. Ohne Ausnahme liegen die Boni deutlich über den ohnehin schon satten Gehältern und da fragt man sich, wie dieser Vorstand die Forderungen der GDL ablehnen will.
Erstaunlich ist auch der Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Zahlen. Im Januar steht die nächste Verhandlungsrunde mit der GDL an und mit welchen Argumenten dieser Vorstand die Forderungen der Gewerkschaft ablehnen will, wird nun schleierhaft. Wer sich bei einem negativen Geschäftsergebnis und katastrophaler Kundenzufriedenheit solche Boni zuschustern kann, der wird Schwierigkeiten haben der Belegschaft zu erklären, warum eine Lohnerhöhung von 555 € im Monat zu hoch ist.
Nebenbei wird auch noch das Prinzip von Boni, die eigentlich eine zusätzliche Ent- und Belohnung für gute Leistungen sein sollen, gründlich pervertiert. Da kann man der Deutschen Bahn nur viel Freude bei den Verhandlungen mit der GDL und Claus Weselsky wünschen. Der hat diese Zahlen nämlich auch gesehen.
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