Kulturelle Trauma-Verarbeitung
Die von der kroatischen Delegation beim Europarat organisierte Ausstellung „Behind the Sky“ der Künstlerin Gordana Špoljar zeigt, wie man mit kollektiven Traumata umgehen kann. Beispielhaft.
Die Künstlerin Gordana Špoljar gibt den seit dem Krieg vermissten Menschen ihre Identität zurück – beeindruckend! Foto: Eurojournalist(e) / CC-BY 2.0
(KL) – In den hektischen Zeiten, in denen wir leben, hat man fast schon den schrecklichen Krieg im ehemaligen Jugoslawien vergessen, der erst 1995 endete und in dem Kroatien Tausende Opfer zu beklagen hatten. Bis heute ist das Schicksal von 1748 vermissten Kroaten nicht geklärt und es ist beeindruckend, wie Kroatien dieses kollektive Trauma über eine kulturelle Schiene verarbeitet. Diese Ausstellung ist eine Hommage an die Überlebenden und die Opfer und unterstreicht die Bedeutung des kollektiven Erinnerns und des internationalen Verständnisses des Leids, das die jüngere Geschichte Kroatiens geprägt hat. Zur Eröffnung der Ausstellung war auch der Außenminister Kroatiens Grilić Radman mit Botschafter Toma Galli nach Straßburg gekommen und verlieh damit dieser Ausstellung noch mehr Gewicht.
Die Werke von Gordana Špoljar sind bedrückend und transportieren eine klare Aussage – Krieg ist das Übelste und Menschenverachtendste, was man sich vorstellen kann. Und wenn der kroatische Ansatz, solche Traumata kulturell zu überwinden, ein Beispiel für andere wäre? Minister Radman sagte auch, dass Kroatien heute in der Lage sei, anderen bei der Überwindung ihrer Traumata zu helfen und das Beispiel seines Landes, das vor rund 30 Jahren den Horror des Kriegs selbst erlebt hat, macht diesen Ansatz mehr als glaubwürdig.
Statt den Hass weiterzutragen, hat sich Kroatien entschieden, einen positiven Weg zu gehen, die Dinge beim Namen zu nennen, den Opfern ein Gesicht und einen Namen zu geben, nichts zu beschönigen und dabei die richtigen Konsequenzen zu ziehen.
Und so ist es wenig verwunderlich, dass sich Kroatien zur Aufgabe gemacht hat, die europäischen Werte sichtbar in der Region zu transportieren – Minister Radman bereiste zuletzt verschiedene Länder in der Nachbarschaft Kroatiens, um diese von den Vorteilen Europas zu überzeugen.
Und so wird, auch dank der hervorragenden Arbeit der kroatischen Delegation in Straßburg, aus einem vom Krieg gezeichneten Land, ein proaktives Mitglied der europäischen Familie. Besonders in so angespannten Zeiten wie heute ist es wichtig, Gegenbeispiele zu schaffen und den Blick positiv nach vorne zu richten. Genau das macht Kroatien – Hut ab!
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