Wir faulen Säcke, wir…
Wieder einmal gehen Frankreich und Deutschland Hand in Hand bei einem wichtigen Thema. Die Regierungen beider Länder werfen ihrer Bevölkerung Faulheit vor...
So sehen unsere Regierungen uns – als Faultiere, die keine Lust haben, ihren Wahnsinn zu finanzieren... Foto: Issana.tas / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int
(KL) – Die angespannte Weltlage hat zur Folge, dass die Länder auf „Kriegswirtschaft“ umgestellt haben und pharaonische Summen in die Aufrüstung pumpen. Das wiederum hat zur Folge, dass überall Milliarden-Löcher entstehen, da unsere Regierungen Gelder aus dem Fenster werfen, die sie gar nicht haben. Da aber weder die deutsche, noch die französische Regierung bereit sind, das Geld dort zu holen, wo sie es mit beiden Händen hinschaufeln, nämlich in den Taschen der Superreichen und der börsennotierten Unternehmen, muss man es eben bei den einfachen Leuten holen. Und daher beschimpfen die Regierungen nun ihre Arbeitnehmer immer öfter als „Faulpelze“, „Drückeberger“ und „Krankfeierer“.
Längere Lebensarbeitszeit, Hinterfragung der 35-Stunden-Woche, Wiedereinführung des Wehrdienstes – alles schön und gut. Aber warum lässt man das 1% der Bevölkerung sich weiter die Taschen füllen? Warum tastet man beispielsweise in Frankreich weder die 211 Milliarden Euro Subventionen ohne Gegenleistung für die größten Unternehmen an, die häufig diese nicht benötigten Subventionen direkt als Dividenden an ihre superreichen Aktionäre weiterleiten, die diese dann wieder in Steuerparadiesen parken, was den französischen Staat dann weitere 110 Milliarden Euro im Jahr an entgangenen Steuereinnahmen kostet? Doch im neoliberalen Frankreich belastet man diejenigen nicht, die unter anderem die Wahlkämpfe derjenigen finanzieren, die das Land gerade an die Wand fahren. Und Deutschland will es jetzt Frankreich gleichtun.
Wirtschaftsministerin Katherina Reiche will jetzt das Renteneintrittsalter anheben, wie in Frankreich, denn die Deutschen, wie die Franzosen, sind in den Augen ihrer Regierungen nichts anderes als „Faulpelze“, die sich auf Kosten der Staatshaushalte einen lockeren Lenz machen. Und auch Kranksein soll künftig bestraft werden, durch so genannte Karenztage, was nichts anderes bedeutet, dass im Krankheitsfall die Lohnfortzahlungen erst nach ein paar Tagen greifen – bis dahin ist Kranksein Privatvergnügen. Und da Kranksein ja ohnehin in den Augen der Regierungen nur Drückebergertum ist, kann man hier noch einmal Geld sparen, dass man dann der Rüstungsindustrie in die Hand drücken kann.
Um das alles zu rechtfertigen, erzählen wir uns selbst, dass Putin praktisch schon vor der Tür steht und bereits in kurzer Zeit die NATO angreifen will. Dass der Mann seine ganze Armee in der Ostukraine stehen hat und es auch nach dreieinhalb Jahren nicht schafft, mehr als 20 % des ukrainischen Territoriums zu kontrollieren, das spielt kein Rolle – wir brauchen das Drohszenario eines russischen Angriffs auf die NATO, um weiter Milliarden und bald Billionen in die Aufrüstung stecken zu können und bezahlt muss das alles von den „Faulpelzen“ werden.
Aber meinen diese Politiker wirklich, dass irgendjemand noch einmal für sie stimmen wird? Glauben diese abgehobenen Zeitgenossen tatsächlich, dass man Völker dadurch „kriegsgefügig“ macht, indem man sie beleidigt und verunglimpft? Vielleicht sollte Frau Reiche doch noch einmal nach Frankreich schauen – dort hat die „Macronie“ inzwischen jeden Kredit in der Bevölkerung verloren und der sonnengottgleiche Präsident hat in den Umfragen gerade noch 7 % Zustimmung. Also 93 % Ablehnung.
Dass die Regierungen irgendwann beschlossen haben, gegen ihre Bevölkerungen statt in deren Interesse zu arbeiten, ist der Bumerang, der uns in beiden Ländern in absehbarer Zeit rechtsextreme und neofaschistische Regierungen bringen wird. Denjenigen, die uns das einbrocken, wird das nicht viel anhaben – wenn dann alles den Bach heruntergeht, werden diese Leute in ihren Villen im Tessin, in Los Angeles und auf den Cayman Islands sitzen und es sich gutgehen lassen. Während sich hier die „Faulpelze“ den Hintern aufreissen müssen, um das Chaos aufzufangen, was diese verantwortungslosen Verantwortungsträger angerichtet haben.
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