Die Bankenkrise ist schlimmer als gedacht

Erleben wir gerade ein „Remake“ der Bankenkrise von 2008? Wir werden noch alle staunen, wie viele Milliarden locker gemacht werden, um die Verluste von Banken auszugleichen, die sich verzockt haben.

... muss sich grade mal 50 Milliarden leihen, damit das Gezocke weitergeht... Foto: Ank Kumar / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Der Zeitpunkt für den Zusammenbruch der Silicon Valley Bank und mehrerer weiterer Banken in der Folge hätte zu keinem „besseren“ Zeitpunkt passieren können, denn nun merkt auch der Letzte, wie unsere Gesellschaften, die Politik und die Macht heute aufgestellt sind. Während sich Frankreich in einen sozialen Konflikt ungeheurer Ausmaße stürzt, die Franzosen zwei Jahre länger arbeiten lassen will, da man keine 10 Milliarden Euro für eine Neuaufstellung des Rentensystems investieren will, werden wir erneut Milliarden und vielleicht auch wieder Billionen mobilisieren, um die „Märkte“ zu retten und um die Verluste auszugleichen, die pickelgesichtige Investmentbänker beim Zocken an der Börse verursacht haben. Dass Politik und Wirtschaft nicht mehr im Interesse der Menschen, sondern nur noch im Interesse einige Superreicher agieren, das erkennt man auch daran, dass im Krisenjahr 2022 nicht weniger als 1,5 Billionen Euro an Dividenden ausgeschüttet wurden.

Zwar erzählen uns besorgte Politiker, dass man die Situation im Griff habe, dass die Einlagen bei Pleite-Banken gesichert seien, aber das glaubt heute auch niemand mehr. Der Crédit Suisse in Schweiz muss sich schnell 50 Milliarden Euro leihen, um das Schlimmste zu verhindern und am Donnerstag brachen die Aktien der französischen Großbanken BNP Paribas (-10,11 %) und Société Générale (-12,18 %) ein, und auch die Aktien anderer Banken befinden sich im freien Fall. Da sämtliche Großbanken geschäftlich eng miteinander verzahnt sind, ist die Hoffnung, dass diese Bankenkrise an den europäischen Banken vorbeigehen könnte, nicht mehr als ein frommer Wunsch.

Wie lange wird man noch tolerieren, dass die Finanzmärkte die Realwirtschaft ausbluten lassen? Wie lange wird man noch hinnehmen, dass Milliarden und Billionen in dieses hoch korrupte System gepumpt werden, die anderswo fehlen? Das Börsensystem muss komplett umgekrempelt und unter staatliches Management gestellt werden. Doch so lange wir akzeptieren, dass kokainsüchtige Börsenzocker ihre Wetten platzieren, die Gewinne einheimsen und die Verluste von der Allgemeinheit tragen lassen, wird sich nichts ändern. Dennoch ist es erstaunlich, dass die Menscheheit ihre größte Plage klaglos weiter finanziert, während das Geld, dass diese Parasiten aus der Wirtschaft ziehen, an allen Ecken und Enden fehlt.

In den kommenden Tagen werden noch viele internationale Banken in schwere Schräglagen kommen. Wie immer werden pharaonische Summen mobilisiert werden, wie immer mit dem gleichen Argument „too big to fail“. Auch hier muss anders vorgegangen werden. Wenn sich die Banken verzocken, dann müssen sie entweder schauen, wie sie wieder ins Rennen kommen oder aber den Laden dichtmachen, wie jedes andere Unternehmen auch, dass in Schwierigkeiten steckt.

Interessant ist, dass sich die politisch Verantwortlichen hinter unglaublichen Aussagen verstecken. So erklärte vorgestern die (noch?) französische Premierministerin Elisabeth Borne, dass „diese Krise keine französischen Banken betreffen würde“, ein frommer Wunsch, der bereits an den Börsen widerlegt wurde.

Würden nun nicht wieder Abermilliarden in ein korruptes und verrottetes Finanzsystem gesteckt, sondern in gesellschaftliche Themen investiert, könnten die Franzosen vermutlich schon mit 57 Jahren in Rente gehen. Doch muss man feststellen, dass die „Finanzmärkte“ die Macht dieser Welt in der Hand halten und dass die Politik nur noch eine Statistenrolle einnimmt, beziehungsweise diejenige des Feuerwehrmanns, der immer dann eingreifen muss, wenn sich die „Märkte“ mal wieder verzockt haben, was leider immer häufiger passiert.

Das Börsensystem muss reformiert werden und wenn wir nicht bald anfangen, uns Gedanken über neue, gerechtere Gesellschafts- und Wirtschaftssysteme zu machen, dann werden die alten, längst überholten Systeme voraussichtlich mit Gewalt abgeschafft werden. Die Welt hat sich, seit diese Systeme eingeführt wurden, grundlegend verändert und nichts wird sich verbessern, wenn wir weiter versuchen, unsere Realitäten auf diese veralteten Systeme anzupassen, statt uns neue einfallen zu lassen. Doch deutet leider alles darauf hin, dass wir diese Systeme so lange tolerieren werden, bis sie endgültig zusammenbrechen. Diejenigen, die das alles zu verantworten haben, werden dann gemütlich auf einer Insel in der Karibik sitzen und das Geld zählen, dass sie sich ergaunert haben. Doch damit es zu solchen Situationen kommen kann, braucht es zweierlei: Kriminelle in Anzug und Krawatte und Völker, die diese Kriminellen gewähren lassen. Wer weiß, wie lange diese systemischen Fehler noch toleriert werden…

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