Russland hat seine Spione überall

Offensichtlich sind die russischen Geheimdienste besser auf den aktuellen Krieg vorbereitet als ihre westlichen Kollegen. Russische Spione scheinen überall zu sein.

Jaroslaw Gromadzinski - wegen Spionageverdacht des Kommandos des Eurocorps enthoben. Foto: Janusz Mazurek / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Haben Sie schon mal von Jaroslaw Gromadzinski gehört? Nein? Das macht nichts, denn den Namen des polnischen Kommandeurs des Eurocorps werden Sie so schnell nicht mehr hören. Der Mann wurde letzte Woche eilig vom polnischen Verteidigungsminister abberufen, nachdem die polnischen Dienste eine Spionage-Untersuchung durchgefüht hatten. Doch niemand will so richtig darüber sprechen, denn es wird immer deutlicher, dass Russland seine Leute in allen wichtigen Institutionen an hoher Stelle platziert hat. Und Jaroslaw Gromadzinski ist leider kein isolierter Einzelfall.

Die Verlautbarungen des polnischen Verteidigungsministeriums blieben ziemlich schwammig, doch konnte man zwischen den Zeilen deutlich herauslesen, dass niemand mehr wollte, dass der Mann weiterhin Zugang zu europäischen Militärgeheimnissen hat. Und schon denkt man an die lettische Europaabgeordnete Tatjana Ždanoka, die seit 2004 im Parlament Stimmung für Russland macht, oder an Carsten L., einen russischen Spion im Bundesnachrichtendienst (BND), und diese Fälle sind natürlich nur der Gipfel des Eisbergs.

Die massive Präsenz russischer Spione in westlichen Institutionen und Organisationen erschwert die aktuelle Lage rund um den Ukraine-Krieg enorm. Denn dort, wo westliche Dienste und „Experten“ versuchen, das Vorgehen und die Absichten der Russen zu verstehen und dabei oft im Nebel herumstochern, wissen die Russen sehr gut Bescheid, was der Westen plant und tut. Ein enormer Vorteil für die russische Kriegsführung und es sieht so aus, als haben die Russen jahrelang daran gearbeitet, ihre Leute in Schlüsselpositionen zu bringen. Und das haben sie wohl recht erfolgreich getan.

Was das Eurocorps anbelangt, ist das Aufdecken der Aktivitäten des polnischen Kommandeurs besonders ärgerlich, denn das Eurocorps ist die Schnelle Eingreiftruppe der EU und der NATO, bestehend aus sechs Ländern, die feste Mitglieder sind (Deutschland, Belgien, Spanien, Frankreich, Luxemburg und Polen) und fünf assoziierten Ländern (Österreich, Griechenland, Italien, Rumänien und Türkei). Bis zu 60.000 Soldaten stehen unter dem Kommando des Eurocorps und es ist durchaus denkbar, dass diese 1992 gegründete Einheit auch im Ukraine-Krieg noch eine Rolle zu spielen hat. Beunruhigend dabei ist, dass die Russen offensichtlich gut über die Einsatzpläne dieser europäischen Truppe Bescheid wissen.

Und noch beunruhigender ist, dass die genannten Fälle eben nur der Gipfel des Eisbergs sind und man damit rechnen muss, dass noch zahlreiche weitere russische Spione in den westlichen Institutionen wichtige Informationen abgreifen und nach Moskau schicken. Und so werden die Russen wohl dauerhaft eine Nasenlänge Vorsprung haben und sehr genau Bescheid wissen, was man im Westen so plant. Und das ist keine gute Nachricht.

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