China steigt in den Hamburger Hafen ein

Es ist vollbracht. Gemäß des Wunsches von Bundeskanzler Olaf Scholz hat eine chinesische Firma 24,99 % der Anteile am Container-Terminal Tollerort übernommen. Frage: Was soll das?

Ob hier demnächst auch Schilder mit chinesischen Schriftzeichen stehen? Foto: GeorgHH / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Als die Gespräche zwischen der chinesischen Staatsreederei Cosco und der Betreibergesellschaft des Hamburger Hafens HHLA über den Einstieg der Chinesen ins Container-Terminal Tollerort begannen, war die Welt noch eine andere. Seit dem Ukraine-Krieg wissen wir allerdings, dass es nicht unbedingt sinnvoll ist, sich in Abhängigkeiten von „Supermächten“ wie Russland oder China zu begeben. Dennoch wurden jetzt 24,99 % der Anteile am Container-Terminal Tollerort an Cosco verkauft und zum Glück fielen gleich mehrere Ministerien Kanzler Olaf Scholz in den Arm, der den Chinesen eine deutlich höhere Beteiligung zuschustern wollte, mit der die Chinesen ins operative Geschäft hätten eingreifen können.

Was sich die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) von dem Deal mit Cosco verspricht, ist klar. Über das Terminal Tollerort sollen künftig noch wesentlich mehr Container zwischen Asien und Europa umgeschlagen werden, wobei nicht ganz klar ist, warum dafür eine Beteiligung der Chinesen an diesem Terminal notwendig ist. Tollerort hätte sich auch ohne chinesische Beteiligung weiter entwickelt. Denn die Warenströme zwischen Asien und Nordeuropa können ohnehin nur über die Häfen Antwerpen/Rotterdam/Zeebrügge und Hamburg abgewickelt werden und auch chinesische Reedereien hätten weiterhin die bestehenden Strukturen genutzt.

Dass Hamburg seinen Standort als Drehscheibe zwischen Nordeuropa, dem Baltikum und den großen interkontinentalen Linien stärken will, ist nachvollziehbar. Doch diesen Status hätte Hamburg so oder so nicht verloren, da es für die abgewickelten Warenvolumina gar keine Alternativen gibt, sprich andere Häfen, die in der Lage wären, solche Mengen an Containern logistisch zu stemmen.

Versucht man mit diesem Deal zu diesem Zeitpunkt China doch noch auf die Seite des Westens zu ziehen? Das wird nicht gelingen, denn China trennt Business und Politik sehr scharf. Angesichts der zahlreichen Treffen zwischen hohen westlichen Politikern und chinesischen Regierungsmitgliedern ist die Strategie klar – wir versuchen, China stärker zu hofieren, damit die Chinesen Einfluss auf die Russen nehmen, damit diese ihren Krieg in der Ukraine beenden. Schade nur, dass das nicht so laufen wird, denn die Chinesen werden sich auf keinen Fall gegen Russland stellen, den treuen Partner im BRICS-Verbund.

„Frieden schaffen durch wirtschaftliche Verzahnung“ – dass dieses Konzept nicht funktioniert, erlebt die Welt seit dem 24. Februar 2022. Warum man dann die Fehler aus der Vergangenheit wiederholen muss, ist schwer nachvollziehbar. Und so reiht sich Hamburg-Tollerort in die Reihe europäischer Häfen ein, die entweder den Chinesen bereits gehören oder an denen sie Beteiligungen halten: Rotterdam, Antwerpen, Zeebrügge, Marseille, Le Havre, Bilbao, Valencia, Savona oder Piräus, um nur diese zu nennen.

Merkt eigentlich niemand, dass die Chinesen dabei sind, die Kontrolle über die weltweiten Warenströme zu übernehmen? Ist die Beteiligung der Chinesen an Hamburg-Tollerort in Kriegszeiten wirklich so schlau, wissend, dass China nicht auf der Seite des Westens steht? Und was machen wir, wenn China Taiwan überfällt, was ja nach chinesischen Aussagen nur eine Frage der Zeit ist? Man kann es drehen und wenden, wie man will – der Einstieg der Chinesen in den Hamburger Hafen ist kein gutes Zeichen.

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