Joseph Aloisius Ratzinger ist tot

Im gesegneten Alter von 95 Jahren starb der frühere Papst Benedikt XVI. friedlich im Vatikan. Er war ein umstrittener Papst, der immer seinen eigenen Weg ging, auch, wenn dieser nicht unumstritten war.

Im Alter von 95 Jahren starb der frühere Papst Benedikt XVI. Foto: WDKrause / Wikimedia Commons / CC-VY-SA 3.0

(KL) – Als am 19. April 2005 zum ersten Mal seit rund 480 Jahren ein Deutscher zum Papst gewählt wurde, veroffentlichte das Regenbogenblatt „BILD“ seine wohl schlechteste Titelzeile der letzten Jahrzehnte: „Wir sind Papst“. Nun ist der konservative Hüter der katholischen Lehre friedlich eingeschlafen.

Joseph Aloisius Ratzinger war ein typisches Beispiel für einen Lebenslauf des letzten Jahrhunderts. 1927 im bayrischen Marktl geboren, musste er zwar früh in die Hitlerjugend, verweigerte sich aber danach dem Dienst in der SS und wurde aufgrund seiner Desertation von der Wehrmacht inhaftiert.

Nach dem Krieg entschied sich Ratzinger für eine universitare Laufbahn und unterrichtete Theologie unter anderem an der Universität Bonn. Seine Haltung zu theologischen Fragen war immer sehr konservativ geprägt und viele seiner Kritiker warfen ihm vor, mit seinen nicht mehr zeitgemäßen Positionen viele Gläubige zum Austritt aus der katholischen Kirche veranlasst zu haben. Auch seine Haltung zum Thema des sexuellen Mißbrauchs in der katholischen Kirche gab Grund zu viel Kritik.

Als er im Februar 2013 seinen Rücktritt als Papst verkündete, war er der erste Papst seit sieben Jahrhunderten, der nicht im Amt verstorben war. Sein Nachfolger Franziskus änderte dann auch schnell die Politik des Vatikan, öffnete die Kirche für aktuelle Themen und bezog zu vielen Fragen eine ganz andere Position als Benedikt XVI.

Das frühere Oberhaupt von einer Milliarde Katholiken wird sicherlich in die Kirchengeschichte eingehen, als Bewahrer, aber auch als Reibungsspunkt zwischen der Welt von gestern, von heute und von morgen. Möge er in Frieden ruhen.

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste