Kein Friesenwitz – der SSW hat einen Sitz im Bundestag

Der von der 5 %-Hürde befreite Südschleswigsche Wählerverband hat einen Sitz im Bundestag erobert. Und damit hat die dänische Minderheit im hohen Norden Sitz und Stimme im Parlament.

In dieser schönen Gegend zwischen Ost- und Nordsee ist die dänische Minderheit daheim. Foto: Jody56 / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Schon einmal machte der Südschleswigsche Wählerverband (SSW) auf sich aufmerksam – als es zu einer Patt-Situation im Kieler Landtag kam und die dort vertretene Dänenpartei tatsächlich den Ausschlag zur Wahl von Ministerpräsidentin Heide Simonis gab. Ansonsten ist die Interessensvertretung der dänischen Minderheit im hohen Norden (der sich nach ihrer Gründung auch die Nordfriesen angeschlossen haben), ein einzigartiges Phänomen in Deutschland, das einen historischen Hintergrund hat.

Dass es den SSW überhaupt gibt, hat die dänische Minderheit der damaligen britischen Militärverwaltung zu verdanken, die 1948 veranlasste, dass diese Interessensvertretung gegründet und vor allem von der 5 %-Hürde befreit wird. So zog 1949 zum ersten und letzten Mal ein Vertreter des SSW in den Bundestag ein, ein gewisser Hermann Clausen, doch danach beschloss man, sich nur noch an Landtags- und Kommunalwahlen zu beteiligen. Was ohne die 5 %-Hürde auch ganz gut klappt.

Und nun sitzt zum zweiten Mal ein SSW-Abgeordneter im Bundestag, Stefan Seidler aus Flensburg, und dort beabsichtigt er, „auf den Tisch zu hauen, wenn der Norden zu kurz kommen sollte“. Aber so weit wird es nicht kommen, denn das ganze Parlament weiß, dass die dänische Minderheit im Bundestag bestens vertreten ist.

Aber wer ist diese dänische Minderheit? Rund 50.000 dänisch-stämmige Menschen bilden diese nationale Minderheit in der Region Südschleswig, die Orte wie Schleswig, Kappeln, Eckernförde, Flensburg, die Wikingersiedlung Haitabu und einige andere umfasst. Die Menschen, die sich dieser Minderheit angehörig fühlen, nennen sich „Danske Sydslesvigere“ und stehen unter dem Schutz der Bundesregierung. Zwar sind die meisten Mitglieder dieser Gemeinschaft deutsche Staatsangehörige, doch wird in dieser Region die dänische Sprache und Kultur gepflegt. Und – die „Sydslesvigere“ verfügen jetzt über Sitz und Stimme im Bundestag.

Um dort hinein zu kommen, wurde festgelegt, dass der SSW 40.000 Stimmen erhalten musste, doch diese Schwelle übersprang der SSW locker mit mehr als 55.000 Stimmen. Da sage noch jemand, dass Stimmen für Kleinparteien verlorene Stimmen sind…

Und nun fragen sich alle, ob Stefan Seidler seine Reden im Bundestag auf Deutsch oder Dänisch halten wird. Vermutlich eher auf Deutsch, denn für mehr als „Smörrebröd“ dürfte das Dänische der Abgeordneten im Bundestag kaum reichen… in diesem Sinne: „vilkommen, SSW!“

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