Lernen – Online und doch nicht allein

Das Hasso-Plattner-Institut blickt stolz auf 3 Jahre MOOC-Erfahrung

Hasso Plattner, einer der Gründer des Software-Riesen SAP, beschäftigt sich heute mit neuen Formen des Online-Lernens. Mit Erfolg. Foto: Hasso Plattner Institut

(Von Stefanie Schweiger) – E-Learning, das ist nichts für mich. Da bleibe ich nicht dran. Bin nicht diszipliniert genug. Alleine vor dem Computer? Nein danke. So oder so ähnlich denken viele. Die wenigsten dieser leidenschaftlichen E-Learning-Verweigerer kennen allerdings das relativ junge digitale Lernformat der Massive Open Online Courses, kurz MOOCs. Doch was steckt hinter diesem Zauberwort? Was unterscheidet einen MOOC von einer herkömmlichen Onlinevorlesung?

„E-Learning muss nicht einsam sein“, diesen Satz hat Prof. Christoph Meinel, Wissenschaftlicher Leiter des Hasso-Plattner-Instituts (HPI) in Potsdam sicher schon hunderte Male wiederholt. Er muss es wissen, denn er hat vor drei Jahren die Online-Bildungsplattform openHPI ins Leben gerufen. Bislang haben sich dort mehr als 100.000 Lernende eingeschrieben, im Schnitt macht jeder Nutzer zwei Kurse.

Professor Hasso Plattner höchstpersönlich hat die „MOOC-Idee“ aus dem Silicon Valley mitgebracht, wo 2012 MOOC-Anbieter wie Udacity, EdX und Coursera für Aufmerksamkeit sorgten. Der Stifter des Instituts hat den Lehrstuhl „Enterprise Platforms and Integration Concepts“ am HPI inne und hatte schon oft den richtigen Riecher, wenn es um erfolgreiche Innovationen ging. Diesmal also MOOCs. „Das Neue an MOOCs ist, dass Lerninhalte in relativ kurze Sequenzen geteilt werden. Der Kursteilnehmer kann flexibel und individuell über Lernintensität und Lerntempo entscheiden“, so Meinel. „Auch die Möglichkeit, unterwegs in Bus oder Bahn zu lernen, wird von unseren Nutzern gerne angenommen.“

Inhaltlich spiegelt sich in den openHPI-Kursen der Stoff wider, der am HPI gelehrt wird: Themen aus der Informationstechnologie, aufbereitet durch Professoren und Lehrende des hoch gerankten Instituts für IT Systems Engineering. Anfängerkurse wie „Java für Einsteiger“, „Spielend Programmieren lernen“ und „Sicherheit im Internet“ sind hier ebenso vertreten wie Kurse für IT-Experten, die sich beispielsweise für ihr berufliches Weiterkommen fundierte Kenntnisse in einem bestimmten IT-Thema wie „Semantic Web Technologies“ aneignen wollen.

In circa zehnminütigen Videoclips wird der Lernstoff vermittelt. Gleich danach gibt es einen kurzen Selbsttest aus Multiple Choice-Fragen, in denen man überprüfen kann, ob man alle Inhalte des Videos verstanden hat. Neben dem Videomaterial gibt es Lese-Empfehlungen, Quizze, Hausaufgaben und Peer-to-Peer Assessments, um das Gelernte zu vertiefen. Wer Fragen hat oder einen Kommentar abgeben möchte, tut das am besten im Diskussionsforum. Da die Kurse immer einen festen Starttermin haben und somit mehrere Tausend Nutzer zur gleichen Zeit an den gleichen Fragen arbeiten, muss man meist nicht lange auf Antwort warten. Auch das Teaching Team beobachtet die Forumsaktivität und hilft bei Unklarheiten weiter. Wer die Abschlussprüfung, die ebenfalls online erfolgt, mit mindestens der Hälfte der Punktzahl ablegt und auch in den Hausaufgaben 50 Prozent der Punkte erreicht hat, kann sich über ein Zertifikat des Hasso-Plattner-Instituts freuen.

Die Motivationen der Lernenden sind sehr unterschiedlich. Romy schreibt dazu Folgendes ins Forum des Junior-Programmierkurses: „Ich bin 15 und mein Papa hat mich gefragt, ob mich für sowas interessieren würde und nun mache ich diesen Kurs. Ich find‘s toll, vor allem auch, weil man dadurch später viele Vorteile hat. Es macht mir Spaß und wenn was ist, kann Papa mir helfen“. Franzi zum gleichen Kurs: „Ich bin 14 und unsere Informatiklehrerin machte uns auf diesen Kurs aufmerksam. Wir kriegen allerdings keine Noten hierfür und ich glaube nicht, dass irgendjemand außer mir aus meiner Klasse hier teilnimmt. Ich finde es trotzdem spannend.“

Wer Lust bekommen hat, selbst einmal einen MOOC auszuprobieren, dem sei ein Blick auf die Seite open.hpi.de empfohlen. Viel Spaß beim Lernen! Wie sagte schon Mark Twain: „Jeder Mensch mit einer neuen Idee ist ein Spinner, bis die Idee Erfolg hat.“

Kurzprofil Hasso-Plattner-Institut

Das Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik GmbH an der Universität Potsdam ist Deutschlands universitäres Exzellenz-Zentrum für IT-Systems Engineering. Als einziges Universitäts-Institut in Deutschland bietet es den Bachelor- und Master-Studiengang “IT-Systems Engineering” an – ein besonders praxisnahes und ingenieurwissenschaftliches Informatik-Studium, das von derzeit 480 Studenten genutzt wird. Die HPI School of Design Thinking, Europas erste Innovationsschule für Studenten nach dem Vorbild der Stanforder „d.school“, bietet jährlich 240 Plätze für ein Zusatzstudium an.

Insgesamt zwölf HPI-Professoren und über 50 weitere Gastprofessoren, Lehrbeauftragte und Dozenten sind am Institut tätig. Es betreibt exzellente universitäre Forschung – in seinen zehn Fachgebieten des IT-Systems Engineering, aber auch in der HPI Research School für Doktoranden mit ihren Forschungsaußenstellen in Kapstadt, Haifa und Nanjing. Schwerpunkt der HPI-Lehre und -Forschung sind die Grundlagen und Anwendungen großer, hoch komplexer und vernetzter IT-Systeme. Hinzu kommt das Entwickeln und Erforschen nutzerorientierter Innovationen für alle Lebensbereiche. Das HPI kommt bei den CHE-Hochschulrankings stets auf Spitzenplätze. Mit openHPI.de bietet das Institut seit September 2012 ein interaktives Internet-Bildungsnetzwerk an, das jedem offen steht.

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