So geht’s auch…

Armenien hat Aserbaidschan ein Friedensangebot unterbreitet, um den seit Jahrzehnten andauernden Konflikt um die Region Berg-Karabach zu befrieden. Auch, wenn Frieden gerade nicht so beliebt ist.

Berg-Karabach, eine kleine Region zwischen Aserbaidschan und Armenien, soll nicht mehr Gegenstand eines Kriegs sein. Foto: Elnur Hajiyev / Wikimedia Commons / PD

(KL) – Seit vielen Jahren schwelt der Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan um die Region Berg-Karabach. Immer wieder kommt es zu blutigen Zwischenfällen, die mal von der einen, mal von der anderen Seite ausgelöst werden. Nun hat Armenien dem Nachbarstaat Aserbaidschan ein schriftliches Friedensangebot unterbreitet, das in Kopie auch an Russland, Frankreich und die USA gesandt wurde.

Dabei hat Armeniens Regierungschef Nikol Paschinjan nach eigenen Angaben darauf geachtet, „dass das Angebot auch für Aserbaidschan annehmbar“ ist, allerdings ist der Inhalt dieses Friedensangebots noch nicht öffentlich bekannt. Doch das Angebot liegt auf dem Tisch, und das Ziel ist klar – Frieden. In den heutigen Zeiten, in denen man nur noch den Krieg als Lösungsmittel für Konflikte betrachtet, ist das bemerkenswert. Und natürlich richtig.

Nun ist Aserbaidschan am Zug und eine Einigung zwischen den beiden Ländern wäre ein Durchbruch. Wenn es zwei ehemalige Sowjet-Republiken schaffen, den Kriegspfad aus Gründen der Vernunft zu verlassen und ein Friedensschema aushandeln, wäre dies auch ein Signal an all diejenigen, für die heute Krieg „alternativlos“ ist. Es geht auch anders, wenn Frieden gewollt wird.

Beide Länder haben verstanden, dass die Anwesenheit „russischer Friedenstruppen“ in der Region keine Sicherheit, sondern eine weitere Bedrohung darstellt. Aber worum geht es bei dem Konflikt um eine Region, die kaum jemand auf einer Landkarte finden würde?

Es geht um die Region Berg-Karabach, die sich seit dem Zusammenbruch der UdSSR und der Unabhängigkeit der ehemaligen Sowjet-Republiken auf aserbaidschanischem Boden befindet, allerdings mehrheitlich von Armeniern bewohnt wird. 1994 übernahm Armenien nach heftigen Kämpfen die Kontrolle über die Region Berg-Karabach, allerdings erkämpfte sich Aserbaidschan 2020 den größten Teil der Region zurück. Seitdem haben die Zwischenfälle dieser eigentlich nicht existenten Grenze nicht aufgehört und dass Armenien in dieser Situation ein Friedensangebot unterbreitet, ist bemerkenswert.

Denn inzwischen herrscht um die Region Berg-Karabach eine Art Patt-Situation. Aserbaidschan hat den einzigen Zugang nach Berg-Karabach von Armenien aus gesperrt, den „Latschin-Korridor“, und zuletzt stiegen die Spannungen, als Russland ankündigte, in der Region „Militärmanöver“ organisieren zu wollen. Dies wurde von Armenien abgelehnt und bevor sich die Situation weiter verschärft, hat die armenische Regierung einen Schritt unternommen, der heutzutage geradezu antizyklisch ist – ein Friedensangebot, bevor Russland dafür sorgt, dass die Lage in Berg-Karabach weiter eskaliert.

Es ist richtig wohltuend, dass in dieser konfliktgeladenen Region einmal von „Frieden“ gesprochen wird. Die Bestrebungen nach einem Frieden in dieser Region müssen von den internationalen Organisationen nach Kräften unterstützt werden. Denn wenn Armenien und Aserbaidschan es schaffen, einen seit Jahrzehnten dauernden Konflikt am Verhandlungstisch zu lösen, dann bringt das vielleicht den einen oder anderen auf die Idee, dass Konflikte nicht zwangsläufig „auf dem Schlachtfeld“ gelöst werden müssen, wie es uns die Propaganda von allen Seiten heute glauben machen will. Hut ab, Armenien!

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