Sportler des Jahres – Erik Lesser

Der Biathlet, der gerade erst seinen Rücktritt angekündigt hat, gehört zu den ganz wenigen Sportlern, die sich das Denken nicht verbieten lassen und eindeutig Stellung beziehen.

Denkende Sportler wie Erik Lesser sind ein Albtraum für korrupte Verbands-Bosse... Foto: Andreaze / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Sportler wie Erik Lesser sind der Albtraum von Verbands-Bossen wie Thomas Bach vom IOC. Für die Verbände, die mit Sport und Sportlern Milliarden scheffeln, müssen Sportler Sport treiben und ansonsten nichts sagen. Schon gar nichts Kritisches gegenüber den Despoten, denen diese Verbands-Bosse Großveranstaltungen für viel Geld verkaufen. Wenn so schön der Rubel läuft, sind Sportler nicht mehr als Erfüllungsgehilfen, die gefälligst den Mund zu halten haben. Aber so einer ist Erik Lesser eben nicht. Und dabei nimmt er auch Risiken auf sich, wie beispielsweise das Bereitstellen seines Instragram-Accounts für die ukrainische Biathletin Anastasiya Merkushyna, die über diesen Kanal 24 Stunden lang „echte“ Informationen nach Russland senden konnte.

Erik Lesser, der bereits bei den Olympischen Skandal-Winterspielen in Peking offen und mutig Stellung bezogen hatte, ist in Russland sehr beliebt. Hintergrund dafür war seine spontane Hilfe für den russischen Biathleten Eduard Latipow, der im Januar beim Weltcup in Oberhof positiv auf Covid-19 getestet worden war und plötzlich im Hotel festsaß. Lesser, der selbst in Oberhof lebt, half seinem russischen Kollegen mit Trainingamaterialien, Kleidung und sonstiger Unterstützung aus – was ihm in Russland einen hervorragenden Ruf und rund 30.000 russische Follower auf Instagram einbrachte.

Nun, wo Russland in der Ukraine einmarschiert ist, wird die russische Öffentlichkeit von der heimischen Propaganda einer Art Gehirnwäsche unterzogen. Dazu sind die meisten Informations- und Kommunikationskanäle in Russland inzwischen geschlossen und Lesser wollte seine dortige Bekanntheit nutzen, um einige „echte“ Nachrichten zu verbreiten, unter anderem die, dass die Rote Armee in der Ukraine nicht etwa eine „militärische Sonderaktion“ durchführt, sondern in das Nachbarland einmarschiert ist und dort einen blutigen Krieg veranstaltet. Also überließ er seinen in Russland gut frequentierten Instagram-Account für 24 Stunden seiner ukrainischen Kollegin Anastasiya Merkushyna, denn „wenn ich dort etwas poste, glaubt mir kein Mensch. Aber wenn das eine Ukrainierin macht, ist das schon ganz ordentlich.“

Und genau so passierte es. Lesser beabsichtigt, noch ein paar Kollegen zu motivieren, damit diese es ihm gleich tun. Das ist ziviler Ungehorsam vom Edelsten und verdient großen Respekt. Ach ja, und seine sportliche Karriere, die nächste Woche ein Ende findet, war große Klasse. Zum Abschied stürmte Lesser gestern im finnischen Kontiolahti auf einen hervorragenden zweiten Platz. Hut ab, Erik Lesser, als denkender Sportler, der sich nicht den Mund verbieten lässt, sind Sie unser Sportler des Jahres!

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