Wenn Tanken zum Luxus wird…

In Europa explodieren die Preise für Benzin und Diesel. Angesichts der Tatsache, dass der Löwenanteil am Literpreis in die Kassen des Staats fließt, muss dieser nun eingreifen.

"Volltanken, bitte!" - aber nur, wenn man sich diesen Luxus noch leisten kann... Foto: guncelfiyat / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – An den Tankstellen herrscht seit Tagen das gleiche Bild. Kopfschüttelnde Autofahrer, die immer tiefer in die Tasche kommen müssen, um die Tankfüllung zu bezahlen. Während viele Menschen inzwischen auf das Autofahren in der Freizeit verzichten, gibt es zahlreiche Autofahrer, für die es ohne Auto (und folglich ohne Benzin) nicht zur Arbeit geht. Angesichts der Rekordpreise an den Zapfsäulen ist nun der Staat gefordert. Der denkt gerade laut über Benzinpreisbremsen nach, doch sollte er sich damit am besten beeilen. Denn die Entwicklung der Kraftstoffpreise birgt viel sozialen Sprengstoff.

Am letzten Wochenende wurde für Diesel mit einem durchschnittlichen Literpreis von 1,555 € ein Allzeitrekord aufgestellt und auch für E10-Benzin sind wir mit einem durchschnittlichen Preis von 1,667 € pro Liter kurz vor einem Allzeithoch. Da lohnt sich ein Blick darauf, wieso eigentlich der Kraftstoffpreis so hoch ist.

Derjenige, der am meisten von den hohen Spritpreisen profitiert, ist der Staat. Der kassiert nämlich vom Literpreis rund 64 % an Steuern, zu denen man noch die Mehrwertsteuer und die CO2-Abgabe rechnen muss, wobei letztere mit 6 bis 8 Cent pro Liter zu Buche schlägt. Der hohe Preis für ein Baril Rohöl und der starke Dollar (alle Rohöl-Geschäfte werden weltweit in Dollar abgerechnet) sind zwar auch Preistreiber, doch hier handelt es sich um reelle Kosten, an denen nicht viel zu drehen ist. Also ist der Staat gefordert.

Diese schwierige Situation bezieht sich nicht nur auf Deutschland, auch anderswo schießen die Kraftstoffpreise gerade durch die Decke. In Grenzregionen wie am Oberrhein beobachtet man dabei ein ungutes Phânomen – die Preise nivellieren sich nach oben. Waren letzte Woche noch die 10 günstigsten Tankstellen am Oberrhein alle im Elsass, so wurden dort in den letzten Tagen die Preise wieder nach oben angepasst und es nur eine Frage der Zeit, wann sich die Tankstellen auf der deutschen Seite dem Preisniveau der französischen Nachbarn anpassen werden.

Doch die Belastungsgrenze der Autofahrer ist eigentlich schon erreicht. Wer das Auto für den Weg zur Arbeit braucht oder auf dem Land wohnt und auf ein Auto angewiesen ist, der hat keine Chance, diesen permanenten Erhöhungen zu entgehen. Da erinnert man sich an das Jahr 2018, als die „Gelbwesten-Unruhen“ in Frankreich ausbrachen, deren Auslöser der damals bereits sehr hohe Benzinpreis war. Wenn es so weitergeht, muss man mit vergleichbaren Protesten auf beiden Ufern des Rheins rechnen.

Für die deutschen Autofahrer gibt es allerdings noch eine schlechte Nachricht. Bis zur Bildung einer neuen Regierung, ist weiterhin Andreas Scheurer (CSU) Verkehrsminister und angesichts seiner endlosen Pannenbilanz als Minister ist nicht unbedingt damit zu rechnen, dass er ausgerechnet jetzt einmal das Richtige tut. Doch wenn die Preisexplosion so weitergeht, wird der Ärger der Autofahrer nicht bis zur Neubildung der Regierung im Zaum gehalten werden können. Was wir jetzt brauchen, sind schnelle und effiziente Lösungen, die wichtig für den sozialen Frieden im Land sind.

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