Punk ist dann wohl doch am Ende…

Die Ankündigung der Ikone der frühen Punk-Tage, Johnny Rotten von den Sex Pistols, am Eurovision Song Contest teilnehmen zu wollen, zerstört selbst die Erinnerung an die Punk-Zeit.

Johnny Rotten beim Eurovision Song Context - da muss man sich erstmal kneifen... Foto: Koen Suyk / Anefo / Wikimedia Commons / CC0 1.0

(KL) – Johnny Rotten beim Eurovision Song Contest (ESC)? Das ist ein wenig so, als hätte Joan Baez einen Gastauftritt bei der Jahreskonferenz der National Rifle Association – es passt einfach nicht. Und so verblassen dann die Erinnerungen an die wilden 70er Jahre, als sich die ersten Punks Sicherheitsnadeln durch die Backe bohrten und Johnny Rotten mit „God save the Queen“ einen heftigen Hit landete, der so heftig war, dass sich die ehrwürdige BBC weigerte, ihn zu spielen. Und nun nimmt dieser Johnny Rotten an der ESC-Vorauswahl in Irland teil?

Johnny Rotten stieg allerdings selbst ziemlich schnell aus dem Punk-Business aus. Bereits 1978 verließ er die Sex Pistols und tourte weiter mit seiner neuen Band, Public Image Ltd, einer Rockband, die sich bereits weit vom Punk entfernte. Rotten, der demnächst Goldene Hochzeit feiert, beendet damit wohl inoffiziell das Punk-Zeitalter, denn wenn der Weg des Punks von „Anarchy in the UK“ zum Eurovision Song Contest führen kann, dann war es ein Irrweg.

Dabei gehörte das Entstehen der Punk-Bewegung der 70er Jahre zu den einschneidenden Ereignissen der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts. Die Punks mischten das Esthablishment auf und ließen selbst die 68er, die sich für Revolutionäre hielten, wie graue Spießer aussehen. Immer stramm antifaschistisch eingestellt, waren die Punks auch eine politische Subkultur-Bewegung, die einen wichtigen Platz in der Emanzipation von der Kriegsgeneration einnahm. Das alles passt nun heute irgendwie nicht so richtig zusammen. Johnny Rotten in der drögsten, kommerziellsten Träller-Veranstaltung, das klingt fast wie ein Verrat an den Grundfesten des Punks.

Zur Ehrenrettung muss erwähnt werden, dass Johnny Rotten bei der irischen Vorausscheidung einen seiner Frau gewidmeten Song präsentieren wird, die an Alzheimer leidet und da ist eine musikalische Liebeserklärung schon berührend. Aber sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass Johnny Rotten demnächst beim ESC mitmischt, das fällt schon schwer… ganz offensichtlich leben wir nicht nur Olaf Scholzens Zeitenwende…

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