Alles eine Frage der Prioritäten…

Laut der zuständigen Ministerien, sind in Deutschland rund 12.000 Lehrerstellen nicht besetzt. Der Lehrerverband geht allerdings von 32000 bis 40000 fehlenden Lehrern aus.

Die Schulkinder von heute werden nicht gut vorbereitet ins Arbeitsleben kommen. Foto: PantheraLeo1359531 / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Mit Olaf Scholz’ „Doppelwumms“ hat die Bundesrepublik Deutschland die letzten Reserven mobilisiert. Erst der „Einfach-Wumms“, die Milliarden für die Pharma-Industrie, dann der „Doppelwumms“, die 200 Milliarden Euro für die Abmilderung der Kriegsfolgen in der Ukraine, also Stützen gegen die Inflation. Kein Wunder, dass da nicht genug übrig ist, um Lehrer einzustellen und Schulen zu modernisieren. Doch das ist sehr kurzsichtig gedacht – denn die Generationen, die wir inzwischen nicht mehr korrekt ausbilden, sollen morgen die Rente für diejenigen erwirtschaften, die ihnen heute keinen vernünftigen Ausbildungskontext bieten wollen und können.

Allerdings ist die Diskrepanz zwischen den Angaben der zuständigen Ministerien und dem Lehrerverband, der es eigentlich am besten wissen müsste, erstaunlich. Der Lehrerverband spricht sogar davon, dass die Zahlen „schöngerechnet“ seien, da mit den Statistiken so lange hantiert wird, bis sie weniger katastrophal aussehen. So werden in den Zahlen sogenannte „Schulhelfer“ als Lehrer mitgezählt, bei denen es sich entweder um Eltern, pensionierte Lehrer oder andere freiwillige Helfer handelt, die aufgrund der fehlenden Lehrkräfte einspringen und mithelfen, zumeist ohne dafür entsprechend ausgebildet zu sein. Auch werden zum Schuljahrsbeginn in vielen Schulen vorsorglich Stunden gestrichen, von denen man weiß, dass kein entsprechendes Lehrpersonal vorhanden ist. Da dann die Stunden gestrichen werden, taucht für diese Stunden auch keine fehlende Lehrkraft in den Zahlenwerken auf.

Sich die Bildungsmisere „schönzurechnen“, das bringt niemandem etwas und vor allem nicht den Schülerinnen und Schülern, deren Ausbildungsstand regelmäßig und schonungslos von der „Pisa-Studie“ aufgezeigt wird.

Doch wer an der Ausbildung der jungen Generationen spart, der sorgt dafür, dass diese ohne das erforderliche Rüstzeug ins Leben treten. Bereits heute fehlen an allen Ecken und Enden qualifizierte Mitarbeiter und in einer solchen Lage, zu der sich auch noch der demographische Wandel als zusätzliches Problem einbringt, ist das Sparen an der Ausbildung der Jugend eine ganz schlechte Idee.

Lange wird es nicht mehr dauern, bis die Menschen die Frage stellen werden, ob es wirklich Sinn macht, der Ukraine, der Rüstungs- und der Pharma-Industrie die Zukunft des Landes zu opfern, denn genau darauf läuft es hinaus. Diejenigen, die nur noch „Krieg!“ brüllen, nehmen in Kauf, dass wir es künftig mit unqualifizierten Generationen zu tun haben werden, die selbst bei bestem Willen nicht in der Lage sein werden, alle finanziellen Verpflichtungen zu erfüllen, die von den heute „Verantwortlichen“ eingegangen werden, ohne dabei das steigende Rentenvolumen und die bereits zugesagte Kostenübernahme der Kriegsschäden in der Ukraine einzurechnen.

Einmal mehr bestätigt sich das dumpfe Gefühl, dass die Politik nur noch reagiert, keine Strategien, keine Pläne hat und sich in Fehler treiben lässt, die wir noch teuer bezahlen werden. Doch was ist eine Gesellschaft wert, die ihre Alten und ihre Jungen vernachlässigt, damit sich „die Märkte“ nicht verschnupfen und wir Kriege finanzieren können, bei denen längst nicht alle Mittel ausgeschöpft wurden, diese zu beenden? Die Bildungsmisere, die wir gerade organisieren (in anderen Ländern ist es übrigens auch nicht viel besser), ist hausgemacht und das Ergebnis falscher politischer Entscheidungen. Lösungen sind in einer Zeit, in der die Politik nur noch reagiert und die eigene Hilflosigkeit durch das „Schönrechnen“ von Zahlen zu kaschieren versucht, leider nicht in Sicht.

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