Annegret, ach Annegret…

Die frühere Minister-Präsidentin des Saarlands muss gerade feststellen, dass in Berlin und auf dem europäischen Parkett ein anderer Wind weht als in Saarbrücken. Ob dieser Wind sie wohl umbläst?

Der Wind in Berlin bläst dann doch etwas heftiger als in Saarbrücken... Foto: Patrick Büttgen, phoenix / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Die Fußstapfen von Angela Merkel sind riesig und das muss Annegret Kramp-Karrenbauer gerade schmerzhaft feststellen. Ihre Versuche, aus dem Schatten der Endloskanzlerin heraus ein eigenes Profil zu entwickeln, sind ziemlich tapsig und es könnte sein, dass sich herausstellt, dass AKK dieser Aufgabe nicht gewachsen ist. Denn wenn sie weiterhin so unbedarfte Äußerungen von sich gibt, kann es sein, dass ihre Berliner Karriere vorbei ist, bevor sie richtig angefangen hat.

AKK sitzt gerade zwischen allen Stühlen. Im Ausland hat man ihre seltsame Tribüne in der „Welt am Sonntag“ als die „Antwort aus Berlin“ auf das europäische Schreiben des französischen Präsidenten gewertet, doch das ist natürlich falsch. Annegret Kramp-Karrenbauer bekleidet keinerlei Amt in der Regierungskoalition und kann sich folglich auch nicht im Namen der Bundesregierung zu Wort melden. Sie ist, nicht mehr und nicht weniger, die Vorsitzender der CDU und würde gerne die nächste Kanzlerkandidatin der CDU sein, wobei diese Kandidatur bisher alles andere als sicher ist. Insofern ist ihre Ablehnung der Vorschläge von Emmanuel Macron lediglich die Meinungsäußerung der CDU-Vorsitzenden, mehr aber auch nicht. Und auf diese hätte sie wohl besser verzichtet, denn es sieht nicht aus, als habe AKK ihre teilweise seltsamen Positionen mit irgendwem in der Koalition abgestimmt.

Doch am unverständlichsten ist es, dass die frühere Ministerpräsidentin des Saarlands, wo sie die viel beachtete „Frankreich-Strategie“ ins Leben gerufen hat, ausgerechnet einen Angriff auf die deutsch-französischen Beziehungen reiten muss, indem sie kundtut, dass es an der Zeit wäre, den Sitz des Europäischen Parlaments komplett nach Brüssel zu verlagern. AKK muss wissen, wie wichtig der Parlamentssitz in Straßburg nicht nur für Europa, sondern auch für Frankreich und die ganze deutsch-französische Grenzregion ist. Bei wem wollte sich AKK damit einschmeicheln, dass sie der deutsch-französischen Grenzregion ein Messer in den Rücken rammt?

Die SPD hat inzwischen kundgetan, dass für im Falle eines vorzeitigen Ausscheidens von Angela Merkel aus dem Amt der Bundeskanzlerin nicht unbedingt für AKK stimmen würde. Aus der „Lösung AKK“ wurde für die CDU innerhalb von wenigen Tagen und nach einigen mehr als ungeschickten Äußerungen das „Problem AKK“. Die CDU-Vorsitzende hat es geschafft, innerhalb weniger Tag nicht nur die Opposition, sondern auch Teile ihrer eigenen Partei gegen sich aufzubringen.

Am Tag, an dem das französische Parlament die Einrichtung eines „Deutsch-Französischen Parlaments“ beschlossen hat (was jetzt noch vom Bundestag abgesegnet werden muss, was allerdings nur eine Formsache ist), belastet ausgerechnet AKK eben diese deutsch-französischen Beziehungen, nur, um ein wenig eigenes Profil zu gewinnen. Doch mit dem Profil, an dem AKK gerade zimmert, wird sie ihren Status als „Champion der deutsch-französischen Beziehungen“ verlieren und qualifiziert sich nicht gerade für das Amt der Bundeskanzlerin. Saarbrücken und Berlin sind eben doch zwei Paar Schuhe…

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