Embedded (71)

Scheibchenweise erfahren wir, wie es weitergehen soll mit dem „Lockdown“. Bereits jetzt steht fest, dass dieser zweite „Lockdown“ wesentlich länger dauern wird als angekündigt.

Man kann einen "Lockdown" auch organisieren, ohne die Menschen für dumm zu verkaufen... Foto: Koffeinist / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Tag 71. Ausgangssperre. „Ich kann Ihnen keinen Termin für die Lockerung des ‚Lockdowns‘ geben, aber es ist klar, dass die Ausgangs-Genehmigungen auch nach dem 1. Dezember erforderlich sein werden“, sagte Gesundheitsminister Olivier Véran. „Wir haben die Ausbreitung des Virus verlangsamen können, aber die Krise ist noch lange nicht vorbei.“ Aha. Der zweite „Lockdown“ wird also weit in den Dezember hinein reichen und wer die Lage realistisch betrachtet, dem ist klar, dass „noch lange nicht vorbei“ nichts anderes als „Weihnachten fällt dieses Jahr leider aus“ bedeutet. Egal, was für griffige Formulierungen sie finden werden, damit das Zäpfchen besser rutscht – die ganze Geschichte wird noch richtig lange dauern. Denn das Virus ist nicht etwa gestoppt worden, sondern die Steigerung der Fallzahlen ist nur etwas langsamer geworden, aber die Anzahl Infektionen steigt ständig weiter.

Die Ausgangs-Genehmigungen sind die materialisierte Misstrauenserklärung an die eigene Bevölkerung. Aber in einem Land, das sich in den letzten Monaten zahlreiche neue, autoritäre Gesetze und Vorschriften gegeben hat, die inzwischen selbst von der UNO kritisiert werden, sind diese Genehmigungen ein wunderbares Instrument der Überwachung der Bevölkerung. Das dürfte auch der Grund sein, warum die französische Corona-App so überhaupt nicht in die Gänge kommt – viele Franzosen haben einfach keine Lust, selbst aktiv zur Überwachung der eigenen Person beizutragen. Nur – so lange die Bevölkerung unter Strafandrohung gehalten ist, diese Zettel auszufüllen, so lange herrscht auch der „Lockdown“ vor. Und die Regierung hat offensichtlich beschlossen, dass dieser auch über den 1. Dezember hinaus gültig sein wird.

Der Mangel an offener und ehrlicher Kommunikation dieser Regierung ist einzigartig und eigentlich nur noch mit der staatlichen Kommunikation Chinas und den USA vergleichbar. Doch ist es illusorisch zu glauben, dass ein Volk, dem die eigene Regierung so massiv misstraut, umgekehrt noch Vertrauen in eine Regierung hat, die es permanent belügt. Das hat wohl auch Präsident Macron verstanden, der zum Thema „Corona-Krise“ praktisch nicht mehr vorkommt und sich stattdessen lieber um Themen wie die Laizität und den internationalen Terrorismus kümmert. Die „Drecksarbeit“ zum Thema Covid-19 überlässt er inzwischen lieber seinen Adlaten, die allesamt auf einem Schleudersitz hocken und jederzeit gefeuert werden können.

Doch die Menschen sind weniger blöde, als die Regierung dies offensichtlich denkt. Dass man nicht innerhalb von zwei Wochen eine seit einem Jahr dauernde Pandemie in den Griff bekommen kann, das versteht jeder. Was allerdings niemand versteht, sind die teilweise völlig unsinnigen und autoritären Vorgaben, die zur Folge haben, dass viele Menschen auch die sinnvollen Maßnahmen nicht mehr einhalten.

Richten wir uns also auf einen deutlich längeren „Lockdown“ ein, als dies angekündigt wurde. Die Frage lautet inzwischen nicht mehr, ob und wie wir Weihnachten feiern können, sondern vielmehr, ob wir Ostern wieder „in Freiheit“ feiern können. Tag 71, Ausgangssperre. Jetzt heißt es: Nerven bewahren!

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