Fußball-WM: Frauen sind auch nur Männer

Die Fußball-WM in Brasilien belebt uralte Mann-Frau-Geschichten. Ist Hingucken erlaubt? Wirklich nur für Frauen?

Schon im alten Ägypten kam es vor, dass beide in verschiedene Richtungen schauten. Ohne gleich ein Drama draus zu machen. Foto: Dieter Schütz / www.pixelio.de

(KL) – Es ist nicht lange her, da schaute ich im Fernsehen das Finale von Roland Garros. Maria Sharapowa sah aber auch zu gut aus, in ihrem kleinen Röckchen, vor allem, nachdem sie im Winter ein paar Pölsterchen wegtrainiert hatte und dazu immer diese spitzen Schreie bei ihrer Vorhand – wundervoll. „Du interessierst dich doch gar nicht für Tennis“, stellte damals die liebste aller Frauen fest, die im Zimmer stand und mich musterte, wie ich gebannt auf den Fernseher starrte.

Da hatte sie natürlich einen Punkt gemacht. Ich interessiere mich tatsächlich nicht für Tennis. Dafür finde ich Maria Sharapova klasse. „Du bist echt widerlich“, fiel das Urteil der liebsten aller Frauen gleich ziemlich vernichtend aus. „Ihr Typen seid doch echt alle gleich. Da rennt dieses Flittchen mit kurzem Röckchen hin und her, stöhnt dabei wie Meg Ryan und schon glotzt ihr alle. Echt, wie die Tiere.“ – „Naja, aber die spielt echt klasse und Flittchen würde ich auch nicht sagen. Soll die etwas bei 30 Grad mit ‚ner Burka spielen?“ Ein scharfer Blick brachte mich zum Schweigen. Und zum In-mich-gehen und Mich-abgrundtief-schämen. Ich hätte Maria Sharapova wohl nicht scharf finden dürfen.

Dieselbe liebste aller Frauen stand letzte Woche wieder im Zimmer, als im Fernseher Sport lief. Es war das WM-Spiel Kamerun gegen Mexiko. Eine Art „Wet T-Shirt Contest“ im strömenden Regen, den die Kameruner nur deswegen für sich entscheiden konnten, weil ihre Trikots offensichtlich alle eine bis zwei Nummern zu klein waren. Zumindest saßen sie derart hauteng. Die liebste aller Frauen schaute fasziniert auf den Fernseher. Konzentriert. „Ich dachte, Fußball wäre blöd, weil 22 erwachsene Männer einem Ball…“ setzte ich vorsichtig an. – „Sei doch mal still, das ist grad echt spannend“, kam die gereizte Antwort. Wobei man erwähnen sollte, dass sich die liebste aller Frauen noch nie, aber wirklich noch nie für Fußball interessiert hatte.

Sie setzte sich zu mir aufs Sofa und verfolgte aufmerksam, wie sich die Mexikaner gelangweilt den Ball im Mittelfeld hin- und herschoben. Das also war „spannend“. Dann grätschte die Nummer 5 von Kamerun in einen Ball und die Kamera zog groß auf ihn auf. Mein Gott, das war kein Six-Päck, sondern ein gefühltes Ten-Päck. Muskel pur. Auf 1,90 Meter verteilt. Die liebste aller Frauen stöhnte leise auf. „Oha…“. Ja, wie jetzt? „Ähm, um noch mal auf Maria Sharapova zurück zu kommen…“, setzte ich noch einmal an und stoppte jäh, denn ein blitzender Blick traf mich. „Das ist ja wohl was völlig anderes, ob du vor einer Tennishippe rumsabberst oder ich mir das da anschaue“, entschied die liebste aller Frauen. Mein „Warum?“ blieb, natürlich, ohne Antwort. Und „das da“ war der Wet T-Shirt Contest. Mit Ten-Päcks.

Wie sagte George Orwell in „Animal Farm“? „Alle Tiere sind gleich. Nur manche sind gleicher als andere.“ Alles klar, merke ich mir. Zum Glück ist nächstes Jahr keine WM.

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