Ist es Verzweiflung? Unfähigkeit? Oder beides?

Während nur vier Tage nach der Öffnung der 5. und 6. Klassen die ersten Schulen wieder schließen müssen, werden Urlauber nach Mallorca geschickt. Viel blöder geht eigentlich nicht.

Yuppie, auf nach Mallorca, das Virus durch die Welt tragen! Schönen Urlaub! Foto: Juke Schweizer / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Wie schön. Wir retten die Lufthansa-Tochter „Eurowings“, die schnell mal 300 zusätzliche Flüge nach Mallorca anbieten durfte, damit in den Osterferien auch ja der Reisebetrieb wieder aufgenommen werden kann und in diesen Fliegern dürfen natürlich auch Schülerinnen und Schüler sitzen. Nebeneinander. Weil das aber eigentlich gar nicht angesagt ist, dürfen sie das in der Schule nicht und angesichts der erneut rasant ansteigenden Infektionszahlen machen die Schulen wieder dicht. Die Ferienflieger allerdings nicht.

Nachdem „Eurowings“ seine 300 Zusatzflüge auf den Markt geworfen hatte, die übrigens weggingen wie warme Semmeln, gab die Bundesregierung noch den wohlmeinenden Rat, auf solche Reisen besser zu verzichten, da das Infektionsrisiko dann doch ziemlich hoch sei. Aber was ist das für eine Politik? Wenn das Reisen momentan gefährlich ist, dann muss man es verbieten, statt durch die Genehmigung von 300 zusätzlichen Flügen genau das zu ermöglichen, wovon man einen Tag später abrät.

Es ist unglaublich, dass in einer solchen Krise, der wohl schwersten Krise seit dem II. Weltkrieg, Geld für Urlaubsflieger da ist, nicht aber für die Aufrüstung der völlig überalterten Infrastruktur in den Schulen, in denen es an WLAN, Endgeräten und digitalen Strategien fehlt.

Was nun passieren wird, ist klar. Tausende Urlauber werden sich in die Eurowings-Flieger quetschen und dann Party am Ballermann machen. The show must go on. Dass direkt danach die Infektionen sowohl auf Mallorca wie auch in Deutschland wieder explodieren werden, wen kümmert’s. Hauptsache Urlaub. Das klingt schon ein wenig nach Endzeit-Party, nach den Bildern von George Grosz aus dem Berlin zwischen den beiden Weltkriegen.

Seit einem Jahr sind wir Zeugen solch blödsinniger Entscheidungen, befeuert von der Vox Populi, die sanitäre Maßnahmen als Gängelung begreift und nach dem Recht krakeelt, sich anstecken und andere anstecken zu dürfen. Wenn eine Regierung vor Reisen ins Ausland warnt, da diese gefährlich für die Gesundheit sind, dann ist das ein Witz. Wenn diese Reisen gefährlich sind, dann müssen sie verboten werden, anstatt 300 zusätzliche Flüge zu genehmigen, nur um dann vor deren Nutzung zu warnen.

Auf Mallorca wird man sich nur bedingt über den Einfall der Touristen aus der Risikozone Deutschland freuen, wo die Infektionszahlen mit dem Variant B.1.1.7. wieder in die Höhe schießen. Denn viele deutsche Mallorca-Touristen werden ein Mitbringsel im Gepäck haben – das Virus. Dieses werden sie, fröhlich von Sangria und Cerveza beseelt, brüderlich mit den anderen Touristen und den Einheimischen teilen. Jede Wette: Nach den Osterferien werden wir völlig überraschend und unvorhersehbar eine vierte oder fünfte Welle erleben, bei der sich alle „Experten“ und vor allem die Verantwortlichen fragen werden, wie so etwas passieren konnte…

Dass die Situation extrem ist, keine Frage. Dass alle Regierungen dieser Welt von der Situation überfordert sind, keine Frage. Dass es nicht einfach ist, in dieser Situation richtig zu handeln, keine Frage. Aber warum man die Fehler des letzten Jahres konsequent wiederholt und dabei offenbar hofft, dass die gleichen Fehler dieses Mal zu besseren Ergebnissen führen, das ist dann doch nur schwer zu verstehen.

Reisen in den Osterferien nach Mallorca und wohl auch in die Türkei sind also möglich. Nicht aber Urlaub an der Nord- und Ostsee und in anderen deutschen Ferienregionen. Das betrachtet man als zu gefährlich. Es wird täglich schwerer, Vertrauen in die Politik zu haben, die inzwischen die Pandemie nur noch verwaltet, statt sie wirklich zu bekämpfen. In dieser Gemengelage kündigen sich die nächsten Zeiten ziemlich schwierig an.

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