An der richtigen Stelle gespart…

Die neuen, elektronisch aufladbaren Fahrscheine der Straßburger Verkehrsbetriebe sind klasse. Die deutsche Beschriftung eher weniger…

Ja, chic sind sie ja, die neuen Tickets der CTS. Auch, wenn der deutsche Text, naja, etwas holprig ist. Foto: Eurojournalist(e) / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Ah, die modernen Zeiten. Um die Parkuhr bedienen zu können, braucht man heute ein Ingenieursstudium und auch die Fahrscheine in den öffentlichen Verkehrsmitteln sind nicht mehr das, was sie mal waren. In Straßburg gibt es seit März den wieder aufladbaren Fahrschein. Mit dem man verhindern will, dass allzu viele gebrauchte Fahrscheine auf der Straße landen. Eigentlich eine gute Idee. Nein, sogar eine richtig gute Idee. Nur mit den Sprachen hapert es noch ein wenig bei den Straßburger Verkehrsbetrieben…

„Ticket wiederaufladbare kontakt, jeden Anlass bestätigen“, kann man auf der Rückseite der neuen Tickets lesen. Aha. Jetzt sind Übersetzer, speziell gute, nicht die billigsten aller Dienstleister, aber es wäre vielleicht besser gewesen, hier einen solchen zu engagieren. Denn dieser Satz bedeutet auf Deutsch ziemlich genau nichts. Das übliche Sprachproblem im Elsass. Statt sich auf einen Übersetzer zu verlassen, erinnert sich irgendjemand, dass doch die Tochter von Jean-Michel in Deutschland studiert hat, da kann die das doch schnell übersetzen und es kostet nichts. Heraus kommt dann: „Ticket wiederaufladbare Kontakt, jeden Anlass bestätigen“…

Angesichts der Komplexität der Fahrscheinautomaten, vor denen regelmäßig Menschen stehen, die den gleichen Gesichtsausdruck haben wie die Menschen vor den High-Tech-Parkscheinautomaten, wäre ein wenig mehr Klarheit hilfreich gewesen. Die Idee, Tickets mehrfach nutzbar zu machen, damit die Menschen sie nicht einfach nach einmaligem Gebrauch wegwerfen, ist ja gut, sehr gut sogar. Doch wenn man schon ein solches Millionenprojekt durchführt, bei dem alle Haltestellen, alle Busse und alle Straßenbahnen mit neuen Fahrscheinautomaten und Lesegeräten ausgestattet werden, dann wäre doch vielleicht auch ein Zehner für eine verständliche Übersetzung drin gewesen? Vielleicht sogar für einen Muttersprachler oder eine Muttersprachlerin?

Klar, die gute Nachricht ist, die Straßburger CTS hat Geld gespart. Genau 10 Euro für die deutsche Übersetzung des Fahrscheinaufdrucks, der jetzt millionenfach zirkuliert, über den sich die deutschen Besucher der Stadt amüsieren und der einfach eine dämliche Visitenkarte der Stadt ist.

Vor wenigen Tagen zogen die Verantwortlichen die erste Bilanz der neuen Tramverbindung zwischen Straßburg und Kehl. Im ersten Betriebsjahr dieser Verbindung wurden 3 Millionen Fahrgäste auf der Linie D gezählt. 3 Millionen Fahrgäste, die sich alle über diesen Satz amüsiert haben: „Ticket wiederaufladbare kontakt, jeden Anlass bestätigen“. Ob sich die für die Übersetzung gesparten 10 Euro wirklich gelohnt haben?

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