„BRICS plus“ gegen G7

Der heute in Johannesburg beginnende BRICS-Gipfel könnte der Auftakt für eine neue Weltordnung werden. Die halbe Welt ist in Johannesburg. Nur nicht Europa und die G7-Staaten.

Für die G7-Staaten, die USA und Europa gilt in Johannesburg "Zutritt verboten"... Foto: Frank Vincentz / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Der 22. August könnte ein Datum werden, dass in die Geschichtsbücher eingeht. Der heute beginnende BRICS-Gipfel in Johannesburg wird eine Verschiebung der Machtachsen der Welt zur Folge haben und in drei Tagen könnte aus der bisherigen BRICS-Struktur ein „Monster“ geworden sein, gegen das die G7-Staaten, vulgo „der Westen“, keine Chance mehr haben. Vielleicht wäre es ausnahmsweise mal keine schlechte Idee, würde man im Westen diese Entwicklung wahrnehmen, statt sie weiter kleinzureden.

Denn in Johannesburg wird aus „BRICS“ etwas neues werden, nämlich „BRICS plus“. Einstige Kolonialmächte sind daher bei diesem Gipfel nicht erwünscht. Die BRICS-Staaten streben nach einer Änderung der globalen Machtverhältnisse – und setzen auf eine Expansion der Gruppe zu „BRICS plus“. Russland freut sich.

Nicht nur, dass in Johannesburg fast 70 hochrangige Politiker aus Afrika und dem globalen Süden teilnehmen werden, dazu geht es auch ganz konkret um die Erweiterung. So verkündete die südafrikanische Außenministerin Naledi Pandor, dass 40 weitere Staaten ihr Interesse an einer BRICS-Mitgliedschaft angemeldet haben und für 23 Länder geht es ganz konkret um die Aufnahme, darunter Schwergewichte wie Argentinien, Algerien, Ägypten, Bangladesch, der Iran, Kuwait, die Vereinten Arabischen Emirate, Saudi-Arabien, Thailand oder Venezuela. Dass unter den Beitritskandidaten einige der weltweit größten Energieproduzenten sind, ist kein Zufall – „BRICS plus“ strebt eine politische, wirtschaftliche und militärische Neuordnung der Welt an. Und – diese Struktur hat die Ressourcen und den Willen, eine solche Neuordnung auch durchsetzen zu können.

Sehr frustrierend für die G7-Staaten, die USA und Europa – sie spielen in dieser Neuordnung kaum noch eine Rolle. Doppelt frustrierend ist dann die weitere Erkenntnis, dass die Welt mehrheitlich gar nicht auf unserer Seite im Ukraine-Krieg steht, sondern auf Seiten Russlands. Und man wird den Eindruck nicht los, dass Europa und der Westen die komplette Entwicklung rund um BRICS verschlafen haben und jetzt darauf reduziert sind, sich mit den BRICS-Entscheidungen zu arrangieren.

Frankreichs Präsident Macron hatte durchblicken lassen, dass er sehr gerne an diesem Gipfel teilgenommen hätte, doch stehen in Afrika und in den BRICS-Strukturen die ehemaligen Kolonialmächte und selbsternannten Herren der Welt nicht mehr hoch im Kurs. Kühl wurde Macron, aber auch allen anderen G7- und EU-Staatenlenkern eine Einladung verweigert.

Aber wird sich der Westen mit der Rolle des Juniorpartners im Weltkonzert anfreunden können? Ist es der Westen nicht viel zu sehr gewohnt, alles bestimmen und alles ausbeuten zu wollen und das auch noch als „Werte“ zu verkaufen? Man sollte sehr aufmerksam verfolgen, was in den nächsten drei Tagen in Südafrika passiert…

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