Der „Long Covid“ wird zum ständigen Begleiter

Obwohl gefühlt das Gegenteil der Fall ist, dauert die Covid-Pandemie weiter an. Und langsam beginnt man, das Ausmaß des „Long Covid“ zu verstehen. Da kommt noch einiges auf uns zu.

Mit diesem Virus werden wir uns noch lange beschäftigen müssen. Foto: NIH Image Gallery from Bethesda, Maryland, USA / Wikimedia Commons / PD

(KL) – Zwei Meldungen zum Thema Covid ließen diese Woche aufhorchen. Zum einen war da die Meldung, dass 2 Millionen Briten unter „Long Covid“ leiden, was 3,1 % der britischen Gesamtbevölkerung ausmacht. Da man nicht davon ausgehen kann, dass es sich hier um ein britisches Phänomen handelt, wird man damit rechnen müssen, dass die Zahlen in den anderen europäischen Ländern ähnlich sind. Die zweite Meldung betraf die Ausbreitung einer neuen Virus-Variante, die BA.5 genannt wird und gerade dabei ist, die bisherigen Varianten zu verdrängen. Das Problem mit BA.5 ist, dass dieses Variant offenbar wesentlich virulenter ist als die bisherigen Varianten und man daher von einer neuen „Welle“ ausgehen muss.

Die Welt versucht gerade, die Covid-Pandemie zu verdrängen. Andere Themen haben in den Nachrichten der Pandemie den Rang abgelaufen, Ukraine-Krieg, Versorgungslücken, Inflation, Absinken der Kaufkraft, das sind die Themen, die heute die Schlagzeilen beherrschen. Nach zweieinhalb Jahren Pandemie geben sich viele Menschen der süßen Illusion hin, dass die Pandemie besiegt und vorbei sei. Doch das ist leider nicht der Fall.

Die Forschung beginnt langsam, das Phänomen „Long Covid“ zu verstehen. Wurden „Mong-Covid“-Patienten in der Anfangsphase der Pandemie noch belächelt und die Symptome wurden dem psychologischen Trauma einer Covid-Erkrankung zugeschrieben, so weiß man heute, dass „Long Covid“ eine Realität ist. Angesichts der unglaublich vielen Fälle wird „Long Covid“ unsere Gesellschaften vor ganz neue Probleme stellen, die nicht nur sanitär sind.

Eines der in fast allen „Long Covid“-Fällen auftretenden Symptome ist eine unglaubliche Müdigkeit, die von den meisten Patienten nur schwer in Worte zu fassen ist. Es handelt sich um eine Müdigkeit, die nicht mit dem Zustand nach schweren körperlichen Belastungen oder bei Schlafmangel verspürt wird, sondern um eine bleierne Müdigkeit, die den Betroffenen komplett außer Gefecht setzt. Doch auch die anderen Covid-Symptome treten bei „Long Covid“-Patienten auf. Angesichts der hohen Anzahl Fälle muss man davon ausgehen, dass dies bisher nur die Spitze des Eisbergs ist und dass es in den kommenden Monaten und Jahren noch viel mehr „Long Covid“-Fälle geben wird.

Dieses Phänomen wird allerdings auch Auswirkungen auf mehrere Bereiche haben. Zum einen werden viele Arbeitnehmer von „Long Covid“ betroffen sein und dies hat logischerweise Konsequenzen auf die Volkswirtschaft. Fehlzeiten, geringere Leistungsfähigkeit von Mitarbeitern, Fehler in der Arbeit werden beobachtet werden. Dazu wird „Long Covid“ auch die Gesundheitssysteme und Krankenkassen weiter stark belasten und weiter Druck auf die Pflegeberufe ausüben, in denen ohnehin schon ein dramatischer Personalmangel herrscht.

So schön es ist, dass praktisch alle sanitären Maßnahmen abgeschafft worden sind, so sehr sich alle auf einen Sommer mit Urlaub, Festival und Normalität freuen, so macht es dennoch Sinn, sich und andere weiterhin zu schützen. Gesichtsmasken bei Menschenansammlungen, in geschlossenen Räumen und Verkehrsmitteln, Hygiene, das ganze Programm. Denn auch, wenn in Deutschland die Inzidenz auf 260 gesunken ist (allerdings aufgrund des Auftretens von BA.5 gerade wieder langsam ansteigt), sollte man nicht vergessen, dass man vor zwei Jahren bei einer Inzidenz von 50 ganz Europa stillgelegt hatte. Wenn man also verhindern will, dass das ganze restriktive Drama im Frühherbst wieder durchstartet, dann sollte man selbst „riskante“ Verhalten vermeiden. Und hoffen, dass sich BA.5 milde entwickelt und wir langsam anfangen können, mit diesem Virus zu leben.

2 Kommentare zu Der „Long Covid“ wird zum ständigen Begleiter

  1. Leider gilt es mittlerweile als “mega uncool”, Corona Infektionen durch PCR bestätigen zu lassen. Damit werden diese Fälle nicht mehr gezählt und die Inzidenzen bleiben gering. Die Durchdringung geht dabei munter weiter.

    Was soll man sagen, ich freue mich schon auf den Herbst. Endlich wieder Krise.

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste