Embedded (81) – Die Spritze in meinem Arm
Das französische Gesundheitssystem lässt einen auch als Deutschen und Europäer nicht im Regen stehen. Das war also die erste Impf-Dosis – die zweite folgt im Juni.
(KL) – Ja, ich bekenne: Ich gehöre auch zu diesen „Schafen“, die sich die erste Impfdosis haben verpassen lassen. Das Ganze verlief, erstaunlich für Frankreich, sehr unbürokratisch und schnell ab. Was weniger schnell ablief, waren die Diskussionen mit Freunden und Bekannten, deren Reaktionen von „bist du wahnsinnig?“, über „lass es mir zuliebe sein“ bis zu „klasse, dass das so schnell geklappt hat“ reichten. Und in der Tat, es hat sehr schnell geklappt. Am letzten Freitag habe ich mich auf die Warteliste bei der Apotheke nebenan setzen lassen, Montagmorgen sagte jemand seinen Termin ab und pünktlich um 14:30 Uhr hatte ich eine Spritze im Arm.
Wie viele andere stelle ich mir auch viele Fragen zu den Vakzinen, zumal „meine“ Impfung mit dem Impfstoff erfolgte, der die wohl schlechteste Presse hat – AstraZeneca. Doch sollte man die Dinge möglichst nüchtern betrachten. Zum einen weisen auch die anderen Vakzine Nebenwirkungen auf, zum anderen ist die Häufigkeit dieser Nebenwirkungen so gering, dass das Risiko ebenso gering ist. Was die Nebenwirkungen anbelangt, so ist jedes handelsübliche und rezeptfreie Mittel gegen Kopfschmerzen deutlich häufiger mit Nebenwirkungen belastet als diese Vakzine. Was natürlich für die Personen, bei denen diese Nebenwirkungen auftreten, kein Trost ist.
„Auf keinen Fall AstraZeneca, ich warte, bis die Biontech-Pfizer haben“, sagten mir viele Bekannte. OK. Eine Meinung. Aber warum habe ich mich nun impfen lassen, obwohl ich dem ganzen Impfzirkus durchaus kritisch gegenüber stehe? Die Antwort ist einfach. Ich bin überzeugt, dass dieses Virus nicht von alleine verschwindet. Das hatte zwar Professor Raoult im letzten April angekündigt („Im Mai ist das Virus von ganz allein verschwunden…“), doch ist das Virus nicht nur geblieben, sondern hat auch, wie das jedes Virus tut, angefangen zu mutieren. Je länger wir nun zuschauen, wie sich die Mutationen weiter entwickeln, desto länger werden wir es mit diesem Virus zu tun haben.
Meine ganz persönliche Meinung ist, dass wir uns in einem kollektiven Kampf gegen dieses Virus befinden, das weltweit bereits Millionen Menschenleben gekostet hat. Dieser kollektive Kampf muss auf mehreren Pfeilern aufbauen – Impfungen, Tests und Isolierung infizierter Menschen, Barriere-Gesten. Nichts davon reicht alleine aus, um dieses Virus ernsthaft zu bekämpfen.
Die „Querdenker“ und andere Gruppen, die gegen jede Art von Anti-Covid-Maßnahmen sind, haben als Strategie nichts anderes anzubieten als den reinen Fatalismus. Maßnahmen abschaffen und wer sich infiziert und daran oder damit stirbt, hat eben Pech gehabt. Persönlich ist mir das als „Strategie“ nicht genug. Insofern bin ich bereit, an dieser kollektiven Anstrengung mitzuwirken, indem ich mich habe impfen lassen.
Natürlich ist es jedem selbst überlassen, wie er oder sie sich zu dem Thema positioniert. Doch müssen wir uns irgendwann die Frage stellen, ob wir diese Pandemie lediglich verwalten oder vielleicht doch bekämpfen wollen. Für mich selbst habe ich diese Frage beantwortet.
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