Es ist immer das gleiche…

Lernt die Menschheit eigentlich nie dazu? Die Mechanismen, mit denen sich totalitäre Systeme in einer Gesellschaft breit machen, sind immer dieselben…

Hier enden die meisten Allmacht-Phantasien totalitärer Bewegungen... Foto: Eurojournalist(e) / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – In vielen europäischen Ländern gibt es starke rechtsextreme Strömungen, die je nach Land unterschiedlich aggressiv und gefährlich ausfallen. Ziel dieser Bewegungen, die momentan überall Rückenwind haben, ist die Übernahme der Macht, um autoritäre Systeme einzurichten. Warum das immer wieder klappt, erklärt ein altes, aber leider immer noch aktuelles Zitat der französischen Journalistin und Autorin Françoise Giroud: „So beginnt also der Faschismus. Er sagt niemals seinen Namen, er kriecht, er lässt sich treiben und wenn er sein Gesicht zeigt, dann sagt man: Ist er es wirklich? Glauben Sie? Man sollte doch nicht gleich übertreiben. Und dann, eines Tages, bekommt man ihn in die Schnauze und dann ist es zu spät, ihn wieder loszuwerden.

Die Strategie dieser politischen Bewegungen ist tatsächlich überall gleich. Zunächst treten sie sehr laut und provokant auf, schüren Hass auf alles, was nicht der eigenen Hautfarbe und Kultur entspricht, begehen auch Übergriffe und machen Angst. Wenn sie dann genug Angst gemacht und die Aggressivität einer bestimmten Bevölkerungsschicht geweckt haben, legen sie eine Kunstpause ein, während der sie versuchen, sich „hoffähig“ zu machen. Auch das funktioniert nach einem einfachen Schema – über die soziale Schiene.

Alle totalitären Systeme funktionieren über eine angebliche Sorge um das Wohlergehen aller in der Gesellschaft. Das klingt schön, ist aber leider falsch. Das einzige, was die nationalistischen und autoritären Kräfte interessiert, ist es, die Kontrolle zu übernehmen. Hierzu braucht man die Unterstützung der Massen und die erhält man, indem man den Menschen erzählt, dass man sich um sie kümmern will.

Nachdem diese Bewegungen erst einem Teil der Bevölkerung Angst eingejagt und die niederen Instinkte eines anderen Teils der Bevölkerung geweckt haben, kommt die Phase des „Kreidefressens“. Die Führer dieser Bewegungen setzen alles daran, den Eindruck zu vermitteln, dass ihre extremen Positionen nur eine politische Meinung wie jede andere ist. Dazu haben alle den gleichen Diskurs, nach dem sie unterdrückt werden, ihre Meinung nicht äußern dürfen und so etwas wie Opfer eines korrupten Systems sind. Das machen sie so lange, bis ein Teil der Bevölkerung, der eigentlich gar nicht selbst extremistisch eingestellt ist, diesen Diskurs für sich selbst unternimmt.

Ein weiteres Element im Aufbau totalitärer Systeme ist die Möglichkeit zum schnellen Aufstieg in einer politischen Organisation für Menschen, deren intellektuelle Fähigkeiten nicht ausreichen würden, in einer anderen Partei auf sich aufmerksam zu machen. Durch sehr aggressives Auftreten, politische und gesellschaftliche Provokationen und eine Polarisierung können sich Menschen politisch profilieren, die weder politisch noch besonders schlau sind. Ein gutes Beispiel hierfür waren die Nazis, bei denen intellektuelle Tiefflieger, die sehr aggressiv auftraten, in kürzester Zeit in Positionen kamen, in denen sie normalerweise nichts verloren haben. Diese „Chancengleichheit“ wird gut verkauft und sie stärkt das Gefühl, dass diese Extremisten die Interessen des Volks vertreten.

Es ist bemerkenswert, dass die meisten totalitären Führer „demokratisch“ gewählt wurden, also nicht durch Gewaltakte an die Macht kamen. Die Menschen wählen ihre Schlächter selbst, da sie das irrige Gefühl vermittelt bekommen, dass über den Extremismus „Ordnung“ und „Sicherheit“ geschaffen werden. Und genau in einer solchen Phase sollte man sich an den berühmten Satz von Françoise Giroud erinnern: „So beginnt also der Faschismus. Er sagt niemals seinen Namen, er kriecht, er lässt sich treiben und wenn er sein Gesicht zeigt, dann sagt man: Ist er es wirklich? Glauben Sie? Man sollte doch nicht gleich übertreiben. Und dann, eines Tages, bekommt man ihn in die Schnauze und dann ist es zu spät, ihn wieder loszuwerden.

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