Fallen die Roaminggebühren wirklich weg?

Zum xten Mal wird uns der geplante Wegfall der Roaminggebühren 2017 präsentiert. Das ist prima, aber auch keine Neuigkeit mehr. Gibt es wirklich keine anderen positiven Nachrichten aus Europa?

Wird das Roaming nun endlich abgeschafft? Antwort am 15. Dezember... Foto: Brian Solis / Wikimedia Commons / CC-BY 2.0

(Red) – Seit Jahren spricht Europa darüber – mal mit Headlines, in denen bejubelt wird, dass nun endlich das Roaming wegfallen soll, dann wieder mit Kleingedrucktem, aus dem hervorgeht, dass es doch jede Menge Ausnahmen geben soll und dann wieder mit Headlines, dass doch alles klappt. Stand heute: Das Roaming mit seinen ärgerlichen und uneuropäischen Gebühren soll zum 15. Juni 2017 nun doch komplett entfallen. Aber noch gibt es Platz für das nächste Kleingedruckte. Und so richtig sicher ist dann eigentlich doch noch nichts. Aber immerhin, es reicht, dass man sich erneut selbst für diesen großen „Durchbruch“ feiert.

Warum nur muss sich die EU nun schon zum wiederholten Mal selbst zu diesem Thema bejubeln, wo doch völlig klar ist, dass noch nichts klar ist? Denn der Haken liegt wie immer zwischen den Zeilen. Ja, die Roaminggebühren sollen wegfallen. Es sei denn, die Verbraucher „missbrauchen“ die Großzügigkeit der Telefonanbieter, indem sie zu oft ins und aus dem Ausland telefonieren. Oder im Internet surfen. Dann dürfen die Anbieter nämlich doch Roaminggebühren geltend machen, und zwar 0,04 € pro Minute am Telefon, 0,01 € pro SMS und 0,0085 € pro MB Datenverkehr im Internet. Und abgesehen davon, dass damit das Roaming immer noch nicht abgeschafft ist, ist das ganze Ding immer noch nicht in trockenen Tüchern. Denn erst am 15. Dezember soll sich der Europäische Rat mit dem Thema beschäftigen. Und wer weiß, welchen Druck die Anbieter bis dahin über ihre mächtigen Lobbyorganisationen auf die Entscheidungsträger ausüben. Zum Beispiel mit der Drohung, dass Arbeitsplätze gefährdet sein könnten…

Zum Thema Roaming hat die EU, das muss man unterstreichen, deutliche Fortschritte gemacht. Seit 2007 sind die Kosten für die grenzüberschreitende Kommunikation schrittweise immer günstiger geworden – um bis zu 90 %. Seit dem 30. April kostet das Roaming nur noch 0,05 € pro Minute Telefongespräch, 0,02 € pro SMS und 0,05 € pro MB Datenverkehr. Ein echter Fortschritt, der darauf beruht, dass sich die EU tatsächlich in diesem Thema engagiert hat.

Nur warum müssen wir seit Jahren ständig diese Erfolgsstory als Neuigkeit präsentiert bekommen, zumal sie noch nicht endgültig unter Dach und Fach ist? Die Telefonanbieter versuchen mit allen Mitteln, zumindest Teile dieser lukrativen Umsatzquelle zu retten. Zunächst war die Rede davon, den Wegfall der Roaminggebühren auf 90 Tage pro Jahr und Person zu begrenzen, mit dem Argument, dass praktisch niemand mehr als 90 Tage pro Jahr im Ausland verbringt. Das wiederum wäre ein Schlag ins Gesicht der vielen Grenzgänger in Europa gewesen (knapp 35 % der europäischen Bevölkerung lebt in Grenzregionen) und wurde daher wieder verworfen. Nun steht dafür die „missbräuchliche Nutzung“ auf der Tagesordnung, mit der sich die Anbieter doch noch ein Roaming-Hintertürchen offen lassen wollen.

Eine Entscheidung fällt also erst kurz vor Weihnachten und das Timing stimmt nicht gerade optimistisch. Denn politische Entscheidungen, die rund um Feiertage, Urlaubszeiten und große Fußballereignisse herum fallen, sind meistens für die Bürgerinnen und Bürger von Nachteil. Deswegen fallen sie ja auch in Zeiten, in denen die Menschen anderweitig abgelenkt sind. Zum Beispiel durch die Weihnachtstage.

Warten wir also in Ruhe den 15. Dezember ab und bis dahin, versprochen, jubeln wir nicht mehr über die geplante Abschaffung der Roaminggebühren…

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