Gott hat in Frankreich auch kein Konto
Gott muss nicht, der Teufel will einfach nicht – die zwei sind fein raus, wenn es um den täglichen Broterwerb geht. Aber auch für den Normalsterblichen sind die Hürden zur Arbeitsaufnahme oft höher, als die zum Paradies oder zur Hölle. Zumal wenn dazwischen eine irdische Grenze liegt.
(Michael Magercord) – Nichts als Arbeit ist sein Leben gewesen – so soll das ja laut göttlicher Botschaft eigentlich sein. Und so sollte es nun auch werden, endlich Arbeit – und dann noch in Frankreich! Wo Gott ja bekanntlich zu Hause ist! Was der aber wohl nur deshalb ist, weil er sowieso nicht arbeiten muss, und schon gar nicht in Frankreich. Das würde er nämlich gar nicht können. Nicht etwa weil die Arbeit besonders schwer sein würde oder besonders schlecht bezahlt wäre, sondern nur, weil er es gar nicht schaffen würde, all die bürokratischen Vorgaben, die vor der Arbeitsaufnahme stehen, zu erfüllen: es scheint nämlich leichter zu sein, ins Paradies zu kommen, als all die Dokumente zu besorgen, die vor dem Beginn einer täglichen Fron zu beschaffen sind.
Trotzdem, es war fast geschafft: Krankenkasse, Geburtsurkunde, Fragebogen zur Identitätsklärung etceterapp… – nun fehlte nur noch eine Bankverbindung. Aber natürlich nur bei einer Bank in Frankreich, denn auf ein deutsches Konto kann man doch kein französisches Geld überweisen… Doch doch, das geht: europäisches SEPA-Überweisungssystem, IBAN, BIC, alles möglich mit dem Euro in Europa! Zugegeben, die IBAN-Nummer ist so lang, dass man sie sich nur merken könnte, wenn man hundert Jahre lang georgischen Joghurt gegessen hätte, was wohl im Hirn die Fähigkeit zum Auswendiglernen sinnloser Ziffernfolgen steigern soll. Und ja, die BIC scheint einer Sprechblase von Dagobert Duck zu entstammen, wenn der sich erzürnt, dass ihm die Panzerknacker seine Dollars aus der Badewanne abgelassen haben. Aber europäisch praktisch wären die schon, wenn man sie anwenden dürfte… Aber nein, darf man nicht, also doch ein Konto in Frankreich?
Na schön, also auf zur Post und ein Postbankkonto eröffnen. Und zwar heute noch! Ok, ich weiß, das wird nicht einfach, denn die Bank verlangt für die Einrichtung eines simplen Girokontos nicht nur einen Identitätsnachweis, sondern einen gültigen Mietvertrag oder wenigstens drei bezahlte Stromrechnungen für eine Adresse, und dazu noch einen Einkommensnachweis, was schwierig ist, wenn man erst einmal das Konto braucht, um überhaupt erst ein Einkommen überwiesen zu bekommen. Ich war also auf einiges gefasst, und – zugegeben – auch etwas aufgeregt, aber ach, was sagt da die nette Dame am Schalter: Kontoeröffnen geht heute sowieso nicht. Ein Totalausfall des Software-System legt nämlich gerade die ganze Postbank lahm – also auch mich, denn gegen solche teuflischen Mächte ist man einfach machtlos. Nur Gott nicht, denn der muss gar nicht arbeiten.
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