Peinlich, peinlich…

Durch seinen nun durch sein Geständnis beendeten Prozess hat der Sänger Gil Ofarim der jüdischen Gemeinde in Deutschland viel Schaden zugefügt. Die Reißleine zog er viel zu spät.

Gil Ofarim in der dürfte in der nächsten Zeit einen Karriereknick erleben... Foto: Stormy / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Die Szene, die sich im Oktober 2021 in einem Leipziger Hotel zugetragen hatte, war völlig harmlos und keinesfalls ein antisemitischer Übergriff auf den Sänger Gil Ofarim, wie er bis in diesen nun beendeten Prozess hinein behauptete. Da das Promi-Sternchen an der Rezeption beim Einchecken etwas warten musste, hatte er einen Zwischenfall erfunden, bei dem ihn ein Hotelangestellter angeblich aufgefordert hatte, seine Kette mit dem Davidstern abzunehmen. Nur – diese Szene hatte so gar nicht stattgefunden und die Zeugenaussagen in diesem völlig überflüssigen Prozess deuteten alle darauf hin, dass er diese Kette an jenem Abend nicht einmal getragen hatte.

Der Prozess selbst bestand aus einer Parade von Zeugen, von denen keiner antisemitische Äußerungen des Hotelmitarbeiters gehört hatte, sich aber alle an den jungen Mann erinnerten, der extrem aufgebracht war, weil er bei Einchecken ins Hotel in der Schlange warten musste. Auch diese Wartezeit war keine Geringschätzung Ofarims, sondern lag an einem Ausfall der EDV, weswegen der Check-In erst einmal für Stammgäste des Hauses abgewickelt wurde, für die bereits entsprechende Check-In-Formulare vorlagen. Aus dieser Wartezeit einen „antisemitischen Zwischenfall“ zu konstruieren, zeigt eigentlich nur die Arroganz eines Schlagersängers, der gerne eine Sonderbehandlung gehabt hätte, die es aber an dem Tag nicht gab.

Dieser erfundene Zwischenfall und der Prozess kamen zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt, nämlich in einem Moment, an dem sich in der Folge des Hamas-Überfalls auf Israel auf der ganzen Welt die antisemitischen Übergriffe häufen. Kein Wunder, dass der Zentralrat der Juden in Deutschland kommentierte: „Damit hat Gil Ofarim all denen, die tatsächlich von Antisemitismus betroffen sind, großen Schaden zugefügt“ und dieser Schaden dürfte so schnell nicht zu reparieren sein.

Dass nun verschiedene Medien „den Mut“ Ofarims loben, endlich die Wahrheit gesagt zu haben, ist fehl am Platz. Auch die Einstellung des Verfahrens gegen eine Geldstrafe von 10.000 € ist lächerlich, wenn man bedenkt, dass das Vermögen des Mannes auf über 40 Millionen € geschätzt wird.

Allerdings zeigt dieser Zwischenfall auch das Selbstverständnis von B-Promis, die der Ansicht sind, dass ihnen die Welt zu Füssen liegen muss und die nicht zögern, jedes Mittel einzusetzen, um sich in den Vordergrund zu spielen. Bleibt zu hoffen, dass Ofarim ebenso schnell reagieren wird, wenn nun Antisemiten bei den nächsten Zwischenfällen, die es leider geben wird, deren Wahrheitsgehalt unter dem Hinweis auf die Lügen von Gil Ofarim in Frage stellen werden. Alles in allem waren dieser Zwischenfall und auch der Prozess nur peinlich und eine echte Belastung für die ohnehin schon stark gefährdete jüdische Gemeinde in Deutschland.

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