Pistolenläufe, Schnaps und Amore in Appenweier

Die österreichische Band WANDA begeisterte das Publikum in Appenweier, nachdem das Konzert im April verschoben werden musste. Dafür drehte WANDA diesmal richtig auf.

Ein Fisch namens... nee, das wäre jetzt zu billig... aber das Konzert mit Wanda war klasse! Foto: Neumann / CC-BY-SA 3.0

(Von Felix Neumann / Bernhard Borsche) – Fünf Wiener zogen aus, um die Bretter dieser Welt zu erobern. Ihre bittersüße Formel: Pop mit Amore. Die österreichischen Senkrechtstarter WANDA stehen für Wiener Schmäh, Texte über Liebe, Leidenschaft und Alkohol, eingängige Gitarrenriffs und eine Bühnenshow, die eindringlicher kaum sein könnte. Am Freitag spielten sie im Foyer der Stadthalle Appenweier.

Es gibt Songs, da spürt man nach wenigen Takten das Hitpotential. „Bologna“, der bisher erfolgreichste Titel der österreichischen Band Wanda, gehört ganz sicher dazu. Fast zwei Millionen Klicks auf Youtube innerhalb von sieben Monaten sind für eine bis vor kurzem weitestgehend unbekannte Band ein Paukenschlag. Mindern konnten das auch nicht die amourösen Anspielungen über eine begehrenswerte Cousine („mit der ich gerne … würde“) oder ein Refrain, der erst beim Nachlesen zu verstehen ist („Tante Ceccarelli hat in Bologna Amore gemacht“).

Leichtverträgliche Standardkost aus dem Pop-Genre, wie zuletzt in Hülle und Fülle beim Eurovision Song Contest in Österreich zu hören, haben Wanda nicht zu bieten. Hier geht es um Durst nach Hochprozentigem („Ich will Schnaps“), den Wunsch nach einem komfortablen Ableben („Schick mir die Post gleich ins Spital“) und das Verarbeiten von Trennungsschmerz („Auseinandergehen ist schwer“). Eine Mischung aus Gassenhauer und Rockpoesie, benebelt, beschwingt und begnadet.

Das Appenweierer Publikum goutiert dies mit bemerkenswerter Textsicherheit und der Bereitschaft zum Mitrocken. Sänger und Frontmann Marco Michael Wanda merkt man an, dass er das im beschaulichen Ortenaustädtchen nicht erwartet hatte. Nach etlichen Konzerten in Österreich, der Schweiz und Deutschland in den letzten Wochen sollte ihn dies jedoch zunehmend weniger überraschen.

Seinen Auftritt beginnt er mit einer Entschuldigung: „Jetzt klappt es endlich nach dem dritten Versuch hier bei euch“. Grund dafür war die Verlegung des Konzerts vom Offenburger Spitalkeller in das Foyer der Stadthalle Appenweier, bedingt durch eine große Nachfrage nach Karten. Am Tag des Konzerttermins (10. April 2015) wurde dies jedoch abgesagt. Ein Bandmitglied war erkrankt. Am Freitag dann schließlich der Nachholtermin.

Die Musiker auf der Bühne sind gleich ab den ersten Takten auf Betriebstemperatur. Zwischendurch greifen Gitarrist, Sänger und Keyboarder häufiger zur Weinflasche. Es gibt kurze Ansagen, A capella-Einlagen und „Amore“-Sprechgesänge aus dem Publikum. Der Schweiß tropft den Musikern im gut, aber nicht komplett gefüllten Foyer bereits nach dem zweiten Song von Stirn und Kinn. Da fragt man sich, warum Marco Michael Wanda die braune Lederjacke anlässt. Sein Outfit – weißes Hemd und zerrissene Hose – sieht nach leeren Kippenschachteln, verflossener Liebe und vergossenen Schnapsflaschen aus.

Zum Konzertende steht er mit ausgestreckten Armen und offenem Hemd neben seinen Musikern auf der Bühne und genießt die letzten Züge des Konzerts. Für Wanda-Fans hat er gute Nachrichten im Gepäck: „Das zweite Album ist fast fertig, wir kommen wieder!“

Mehr Infos zur Band: wandamusik.com.

Das Album „Amore“ erschien im Oktober 2014 über „Problembär Records“.

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