Was Sie schon immer zum Thema „Schlichtung & Co.“ wissen wollten… (9)

In der heutigen Ausgabe unserer Serie kommt erstmals ein Unternehmer zu Wort, der die Verbraucherschlichtung in der Praxis nutzt. Interview mit Mario Kasper, Chef des gleichnamigen Möbelhauses.

Beim Vertrieb edler Möbel kann es auch mal zu Streit kommen... Foto: Eurojournalist(e) / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Mario Kasper ist ein moderner Unternehmer. Sein Möbelhaus, auf hochwertige und auch hochpreisige Möbel spezialisiert, vertreibt seine Produkte über alle erdenklichen virtuellen und realen Marktplätze. Kein Wunder, dass dieser Vertreter der „Wirtschaft 2.0“ auch in das Thema Verbraucherschlichtung eingestiegen ist – in einem langfristig angelegten Test prüft er dieses neue Verfahren, das in vielen Fällen den ärgerlichen Gang vors Gericht überflüssig macht. Interview.

Herr Kasper, über welche Vertriebswege vertreiben Sie Ihre Möbel?

Mario Kasper: Neben unserem eigentlichen Ladengeschäft verkaufen wir vor allem über virtuelle Marktplätze, Amazon, Ebay, über einen eigenen Online-Shop und wir erweitern diese Präsenz ständig über neue, strategische Partnerschaften.

Was hat Sie dazu veranlasst, sehr frühzeitig in die Verbraucherschlichtung einzusteigen?

MK: Wir befinden uns noch in der Testphase, doch das Konzept war für uns von Anfang an interessant. Unsere Produkte sind eher hochpreisig und da bleibt es nicht aus, dass es ab und an zu einer Auseinandersetzung mit Kunden kommt. Da wir unseren Kunden in unseren AGBs deutlich die Möglichkeit zur Verbraucherschlichtung anbieten, haben wir die ersten Erfahrungen machen können. Die Verbraucherschlichtung ist dabei nicht nur aus finanziellen Gründen interessant, sondern auch für das Image unseres Hauses. Wir werden nun diese Testphase der Verbraucherschlichtung noch ein Jahr weiterführen, dann die Ergebnisse analysieren und eine Entscheidung fällen, ob wir dieses Konzept systematisch weiterführen. Dabei interessiert uns natürlich der Aspekt der Kosten und der Anzahl Fälle.

Und wie sehen ihre bisherigen Erfahrungen in diesem Bereich aus?

MK: Unser Online-Shop ist von „Trusted Shops“ zertifiziert und dieses Label übernimmt in bestimmten Fällen die Kosten für uns, die ohnehin deutlich unterhalb der Kosten liegen, die uns ein Gang vor Gericht verursachen würde. Die Verbraucherschlichtung war von Anfang an eine gute Geschichte für uns, sie kann zu gütlichen Lösungen führen und damit den für alle Beteiligten unguten Gang vor Gericht ersparen. Man darf von der Verbraucherschlichtung keine Wunder erwarten, aber letztlich ist die Möglichkeit Gerichtsverfahren zu vermeiden, immer die beste Lösung.

Haben Sie eine Entwicklung in der Anzahl Fälle beobachtet, die über eine Verbraucherschlichtung gelöst werden könnten?

MK: Nein, es ist keinesfalls zu einer „Welle“ von Schlichtungsverfahren gekommen. Normalerweise wird dieser Weg beschritten, wenn die Fronten zwischen Unternehmen und Kunde bereits verhärtet sind. Letztlich geht es darum, auf faire Art und Weise eine Lösung eines Problems zu erreichen und wenn das im Rahmen einer Verbraucherschlichtung nicht gelingt, dann bleibt eben der Gang vor Gericht.

Sie haben nun erste Erfahrungen mit diesem ziemlich neuen Rechtskonzept gemacht – wo sehen Sie noch Verbesserungspotential in diesem Verfahren?

MK: Es wäre wünschenswert, wenn nicht nur Verbraucher und Verbraucherinnen ein solches Verfahren durch einen Antrag starten könnten, sondern auch die Unternehmen, was bislang nicht möglich ist. Wenn ich als Unternehmer merke, dass man sich in einem Streitfall nicht annähern kann, dann wäre es gut, könnte ich meinem Kunden sagen „Hör zu, ich hab einen Antrag bei der Schlichtungsstelle gestellt – lass es uns mit einer Verbraucherschlichtung probieren, deren Vorschlag entweder alle zufriedenstellt oder nicht. Sollte das zu keinem Ergebnis führen, bleibt ja immer noch der Gang vor Gericht.“ Und diese Möglichkeit gibt es leider nicht, nur Verbraucher können ein solches Schlichtungsverfahren eröffnen.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Kasper!

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