15 Jahre – eine Kanzlerin und vier Präsidenten

In 15 Jahren hat Angela Merkel mit vier französischen Präsidenten zu tun gehabt. Karl-Friedrich Bopp erinnert daran, wie die jeweiligen Beziehungen waren.

Mit Nicolas Sarkozy verstand sich Angela Merkel am besten... Foto: Sebastian Zwez / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0de

(Karl-Friedrich Bopp) – Am Sonntag, den 22. November 2020, waren es genau 15 Jahre, dass Angela Merkel zum ersten Mal zur Kanzlerin gekürt wurde. Mit Emmanuel Macron hat sie es seitdem mit dem vierten französischen Präsidenten zu tun. Wer erinnert sich noch an seine Vorgänger? Ein Rückblick.

Als Angelika Merkel 2005 zur Kanzlerin gewählt wurde, saß Jacques Chirac bereits seit 10 Jahren im Elysee-Palast. Frisch gewählt, führt sie ihre erste Auslandsreise nach Paris. Sie schlägt Chirac vor, den Geist der Blaesheim-Gespräche fortzuführen, den Chirac mit ihrem Vorgänger, Kanzler Gerhard Schröder, eingeführt hatte. Dieser Geist erlaubte bei edlem elsässischen Wein und herrlicher Choucroute eventuelle Unebenheiten im Verhältnis auszuräumen. Trotzdem, spontan erinnert man sich eigentlich nur noch an Chiracs charmante Küsschen auf Merkels Hand.

Kaum am 16. Mai 2007 gewählt, flog Präsident Nicolas Sarkozy nach Berlin. Er tritt dort als Macher auf. „Er sei schnell gekommen, um sofort mit der Arbeit anzufangen“, waren seine ersten Worte unmittelbar nach seiner Ankunft. 2008 – 2009 kam die Stunde von „Merkozy“. Der Sturm der Finanzkrise lässt beide fest zusammenstehen. Immerhin galt es den Euro unter allen Umständen zu retten. Die gewachsene Solidarität aus diesen schweren Stunden lässt Merkel einen gravierenden außenpolitischen Fehler begehen – sie nimmt im französischen Präsidentenwahlkampf 2012 eindeutig Stellung – zugunsten von Sarkozy.

Das französische Volk entschied anders. Es wählte François Hollande zum Präsidenten. Keine Frage, am Anfang dieses Verhältnisses waren die Temperaturen eher im unteren Bereich. Um das Elend vollkommen zu machen, kam Präsident Hollande am 15. Mai 2012 zum ersten Treffen auch noch mit Verspätung in Berlin an. Ein Blitz hatte sein Flugzeug getroffen, der Pilot musste umkehren und Hollande erneut mit einer anderen Maschine durchstarten. Kein gutes Omen. Aber die Ereignisse sorgten dafür, dass auch die beiden sich immer besser verstanden. Da waren zunächst 2015 die grausamen islamistischen Terroranschläge von Paris. Dann galt es gemeinsam Lösungen für die Ukraine zu finden. Und – wieder der Euro. Zusammen musste gehandelt werden, um Griechenland in der Eurozone zu halten.

2017 weckte Emmanuel Macron viele Hoffnungen. Sein Wahlkampf war pro-europäisch ausgerichtet. Endlich ein Präsident, der Europa als Lösung und nicht als Hindernis sah. Der deutsch-französische Motor konnte wieder volle Fahrt aufnehmen – gerade auch im Hinblick auf die Weiterentwicklung der Europäischen Union nach dem Brexit. Allerdings brauchte es erst ein Ereignis vom Ausmaß der Corona-Pandemie, um Merkel die Unterstützung für einen 500 Milliarden-Euro-Rettungsfonds zur wirtschaftlichen Erholung abzuringen. Sie stimmte sogar zu, dass die Institution Europäische Union als Schuldner auftritt und es damit möglich macht, dass die Europäische Kommission hoch verschuldeten Ländern Kredite zu niedrigeren Zinsen gewähren kann.

Emmanuel Macron wird der letzte französische Präsident sein, mit dem Angela Merkel als Kanzlerin zu tun hat. Im Herbst 2021 sind in Deutschland Bundestagswahlen und sie hat schon im Vorfeld angekündigt, nicht mehr als Kandidatin zur Verfügung zu stehen. Merkel hat schon im Vorfeld auch den Vorsitz ihrer Partei CDU abgegeben. Dieser Posten wird momentan von Annegret Kramp-Karrenbauer gehalten, die jedoch bereits ihren Rücktritt erklärt hat und seitdem duellieren sich Friedrich Merz, Armin Laschet und Jürgen Rüttgers um die Nachfolge. Es ist daher derzeit vollkommen unklar, mit welchem Partner Macron ab Herbst nächsten Jahres die Probleme angehen kann. Derweil genießt Kanzlerin Merkel in den Meinungsumfragen Zuspruch in einer Höhe, die Präsident Macron nur im Traum (wieder) erreichen kann.

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