50.000 Jugendliche fahren kostenlos mit Bus und Tram

Sie hatten es versprochen, sie haben es gehalten. Seit dem 1. September fahren 50.000 Jugendliche in der Eurometropole Straßburg kostenlos mit Bussen und Trams!

Für Jugendliche bis 18 Jahren ab sofort kostenlos - Busse und Trams in Straßburg! Foto: Echtner / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – So geht Politik auch – mit dem Programm, das seit dem 1. September Wirklichkeit geworden ist, haben die grüne Stadtregierung Straßburgs und die Eurometropole Straßburg (die der Zusammenschluss von Straßburg und 32 Umlandgemeinden ist) ein Projekt gestartet, dessen Wirkung weit über eine Legislaturperiode hinausgeht. Ab dem 1. September fahren 50.000 Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr in der Eurometropole Straßburg kostenlos mit Bussen und Straßenbahnen. Dass Politiker Dinge bewegen, die langfristig und nicht nur bis zum nächsten Wahltermin ausgelegt sind, ist selten genug…

Das ist stark! Mit diesem neuen Programm starten die Grünen, aber auch parteiübergreifend die Eurometropole Straßburg ein neues Zeitalter der alternativen Verkehrserziehung. Statt den Individualverkehr zu organisieren und zu fördern, setzen die neuen Verantwortlichen der Stadt und der Eurometropole auf klimafreundliche öffentliche Verkehrsmittel. Denn dass Jugendliche nun kostenlos alle öffentlichen Verkehrsmittel in der Eurometropole nutzen können, ist nicht etwa ein Sozialprojekt, sondern ein pädagogisches Projekt, mit dem Jugendliche dazu erzogen werden sollen, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Dass dieses Projekt wohl erst in Jahren seine vollen Früchte tragen wird, ist eine Sache. Damit zu beginnen, ist der richtige Schritt.

„Aber warum nicht auch Rentner und Arbeitslose?“, fragen die Kritiker. „Und überhaupt, warum kein kostenloser Nahverkehr für alle?“ So schön es wäre, allgemein den öffentlichen Nahverkehr kostenlos zu machen, so muss man einräumen, dass dies momentan nicht finanzierbar ist. Vor zwei Jahren gab es bereits ein solches Projekt, das in mehreren deutschen Großstädten durchgeführt wurde, unter anderem in Bonn, Herrenberg und Essen. Doch die Kosten für einen kostenlosen Nahverkehr für alle sind, zumindest momentan, einfach nicht zu stemmen. Doch darum geht es in dem Straßburger Projekt auch gar nicht.

Bereits vor den Wahlen hatte die Straßburger Bürgermeisterin Jeanne Barseghian im Eurojournalist-Interview erklärt, dass es sich um ein rein pädagogisches Projekt handelt, das darauf abzielt, das Mobilitätsverhalten junger Menschen nachhaltig zu verändern. Auch in Straßburg gibt es „Sozial-Abos“, deren Monatspreis für besonders benachteiligte Menschen und Familien bereits bei 3,40 € anfängt. Und selbst dieser geringe Preis soll perspektivisch noch nach unten korrigiert werden.

Es geht tatsächlich darum, eine nachhaltige Verhaltensänderung herbeizuführen, indem man Jugendliche im frühen Alter dazu einlädt, öffentliche Verkehrsmittel dem Individualverkehr vorzuziehen, in der Hoffnung, dass jemand, der jahrelang öffentliche Verkehrsmittel genutzt hat, dies auch später als Erwachsener tut. Das ist nachhaltige Politik, die einen gesellschaftlichen Wandel zum Ziel hat und dadurch besonders bemerkenswert ist.

Eine erste Bilanz dieses Programms wird man wohl erst in zwei oder drei Jahren ziehen können, doch ist der Ansturm auf die kostenlosen „Badgeo-Karten“ für Jugendliche enorm. Man darf gespannt sein, welche Ergebnisse die wissenschaftliche Auswertung dieses Programms bringt!

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