Am Freitag kommt die französische „Invasion“…

Am 11. November ist in Frankreich Feiertag. Und viele Franzosen nutzen das verlängerte Wochenende für einen Ausflug zu ihren Nachbarn.

Das Ende des I. Weltkriegs war Anlass zu grosser Erleichterung. Das könnte man auch in Deutschland so empfinden. Foto: American First World War Official Exchange Collection / Wikimedia Commons / PD

(KL) – Der 11. November ist ein internationaler Feiertag, den Deutschland nach wie vor tapfer ignoriert. Dabei endete am 11. November 1918 der I. Weltkrieg, ein blutiges Gemetzel, das rund 20 Millionen Menschenleben kostete. An diesem Tag wurde im Wald bei Compiègne die Kapitulation Deutschlands unterzeichnet und der Krieg war vorbei. Das, was in Deutschland immer noch als Niederlage betrachtet wird, war in Wahrheit der Sieg des Friedens über den Krieg – schade, dass man das in Deutschland selbst im Jahr 2016 immer noch nicht so sieht.

Mit der Zeit verblasst die Geschichte, wird sie neu getextet und so zurecht gebogen, wie es den Menschen passt. Doch das ist ein enormer Fehler – denn wenn wir nicht aus der Geschichte lernen, dann wiederholt sie sich und die aktuellen Entwicklungen beweisen dies. Erdogan, Putin, Orban, Trump, Wilders, Le Pen, Petry – sie und viele andere treiben die Welt gerade mit Vollgas in die nächste Katastrophe. Genau deshalb sind Tage, an denen man sich kollektiv an den Horror des Kriegs erinnert, mehr als wichtig, in Deutschland vielleicht mehr als anderswo. Doch ausgerechnet in Deutschland feiert man das Ende der Kriege nicht – weder am 11. November, noch am 8. Mai, dem Tag, an dem der II. Weltkrieg endete.

Am Freitag werden also jede Menge Fahrzeuge mit französischem Nummernschild über Badens Straßen rollen, in den Innenstädten und den Geschäften von Lörrach, Freiburg, Offenburg, Baden-Baden und Karlsruhe wird man überall die französische Sprache hören, doch die meisten Deutschen werden nicht wissen, warum am Freitag so viele Franzosen über die Grenze kommen. Und das ist schade.

Denn die Weltkriege sind nicht etwa Episoden mit vergilbten Fotos in Geschichtsbüchern, sondern eine Realität, die viel näher ist als man denkt und wenn man bedenkt, dass in vielen Ländern dieser Welt bereits davon gesprochen wird, dass der III. Weltkrieg bereits begonnen habe, ist es allerhöchste Zeit innezuhalten und nachzudenken. Und alles daran zu setzen, dass sich die Geschichte eben nicht wiederholt.

Freuen wir uns am Freitag also über den Besuch der französischen Freunde und denken wir auch einen Moment daran, warum sie am Freitag zu Besuch kommen. Denn nur, wenn wir uns gemeinsam gegen den Neonationalismus, den Populismus und den Extremismus wehren, können wir diesen III. Weltkrieg noch verhindern. Ein Ziel, für das es sich zu kämpfen lohnt. Jeden Tag. Ohne Grenzen. Und das ist genau der Grund, warum man (fast) überall auf der Welt den 11. November feiert. Außer bei uns.

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