Amsterdam will einen anderen Tourismus

Jahrzehnte lang war Amsterdam ein Synonym für Kiffer-Tourismus, Prostitution und lasche Regeln. Aber im Prinzip war das „Modell Amsterdam“ erfolgreich – wären da nicht die vielen Touristen...

Künftig werden wohl wieder mehr Touristen fürs Rijksmuseum nach Amsterdam fahren als für den Besuch im "Bulldog"... Foto: qwesy qwesy / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Der Stadt Amsterdam reicht es. Das „Venedig des Nordens“ möchte nicht mehr nur eine Destination für Besucher von Coffee-Shops und dem Rotlicht-Viertel sein, weswegen die Stadt nun neue Regeln erlässt. Und dann ist erst einmal Schluss mit dem Joint beim Stadtrundgang – denn eine der neuen Regeln beschränkt das Kiffen in der Öffentlichkeit.

Das Thema ist uralt und trotzdem hochaktuell. Während Deutschland die Legalisierung von Cannabis anstrebt, will man den Gebrauch in den Niederlanden eher einschränken. Ausgerechnet in Amsterdam? Ja, in Amsterdam. Denn sämtliche Untersuchungen zeigen, dass das „Modell Amsterdam“ erfolgreich ist, zumindest, wenn es um junge Niederländer geht, bei denen der Cannabis-Gebrauch eher rückläufig ist. Doch die Gesamtzahlen sehen in Amsterdam eher schlecht aus, denn zu den rückläufigen einheimischen Konsumenten kommen Heerscharen von Kiffer-Touristen, die das Gesamtbild stark verzerren. Und genau das will man nun in Amsterdam ändern.

Im Herzen von Amsterdam soll ab Mitte Mai verboten werden, sich einen Joint auf der Straße oder einer öffentlichen Terrasse anzuzünden. Dazu müssen Kneipen im Viertel „Wallen“ früher schließen und auch die dort in den berühmten Schaufenstern sitzenden Prostituierten müssen früher Feierabend machen. Das Ganze wird im Rahmen einer Operation organisiert, mit der die Stadt den Innenstadtbereich für Besucher und Einheimische sicherer machen möchte.

Noch läuft das Verfahren, in dem sich auch die Anwohner äußern können. Doch kann man damit rechnen, dass diese der Verschärfung der Regeln positiv gegenüber stehen, denn speziell nachts ist dieses Viertel nicht nur ein Touristen-Magnet, sondern auch ein heißes Pflaster, auf dem Kriminalität an der Tagesordnung ist.

Das Problem des „Kiffer-Tourismus“ besteht schon lange in Amsterdam und ist für diejenigen besonders frustrierend, die mit der Teil-Legalisierung vor vielen Jahren eigentlich einen guten Erfolg erzielt hatten. Durch diese Teil-Legalisierung verschwand für die jungen Niederländer der Reiz des Verbotenen und es gelang, die harte Drogenszene vom Cannabis-Konsum zu trennen. Wären da eben nicht die Touristen, für die inzwischen auch die Dealer harter Drogen wieder den „Wallen“ unsicher machen.

Amsterdam, mit seinen 900.000 Einwohnern, will einerseits den Massentourismus etwas anders gestalten (immerhin kommen jährlich rund 18 Millionen Touristen nach Amsterdam), ihn gleichzeitig aber auch nicht abwürgen und trotzdem eine Situation schaffen, in der das tägliche Leben der Amsterdamer erträglich bleibt.

Eine richtige Sensation ist das eigentlich nicht, denn bereits vor Jahren wurden in den Niederlanden neue Restriktionen eingeführt, um dem Phänomen des „Kiffer-Tourismus“ zu begegnen. Dabei wurde in vielen niederländischen Städten das Kiffen nicht verboten, sondern der Zutritt zu den Coffeeshops wurde reglementiert. Um Marihuana oder Haschisch zu kaufen, müssen sich die Menschen in diesen Städten einen Clubausweis besorgen und nur damit kommt man in einen Coffee-Shop hinein.

Angesichts der vielen touristischen Highlights von Amsterdam werden diese neuen Regeln keinen Kahlschlag in der lokalen Tourismus-Branche zur Folge haben. So wird es viele Touristen geben, die eben nicht mehr wegen dem „Bulldog“, sondern wieder wegen dem Rijkmuseum in diese wunderbare Stadt fahren. Mitte Mai werden wir die neuen Regeln kennen und hier darüber berichten!

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