Angela Merkel schafft sich selber ab

Fast zwei Monate nach der Bundestagswahl hat es die Bundeskanzlerin nicht geschafft, neue Impulse zu setzen oder die Sondierungen zu prägen. Die Götterdämmerung?

Schon 2013 waren nicht alle mit "Mutti" zufrieden - aber jetzt scheint eine Ära zuende zu gehen. Foto: Eurojournalist(e) / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Was ist nur mit „Mutti“ los? Dass Angela Merkel das Ergebnis der Bundestagswahl am 24. September nicht geschmeckt hat, ist klar, immerhin verlor die CDU/CSU fast 9 % der Stimmen und rettete sich nur mit Ach und Krach als stärkste Partei ins Ziel, ging dabei allerdings aller möglichen Partner verlustig. Seitdem fragt sich so mancher, wo eigentlich die Kanzlerin geblieben ist. Und warum sie nicht ihr ganzes politisches Gewicht in die Sondierungsgespräche für eine „Jamaika-Koalition“ geworfen hat. Ist „Mutti“ am Ende müde? Ist das nun das Ende der Ära Merkel?

Unabhängig davon, ob es nun „Jamaika-Verhandlungen“ gibt oder nicht, ob es Neuwahlen gibt oder nicht, ob die SPD noch einmal ins Rennen einsteigt – Angela Merkel ist angeschlagen und überlässt das politische Tagesgeschäft genau wie die Sondierungsgespräche überwiegend der zweiten Reihe. Doch das Spektakel, das die Republik seit Wochen erlebt, ist zwar interessant, da noch nie dagewesen, aber letztlich hat diese zweite Reihe das politische Boot in eine Flaute manövriert. Und Angela Merkel hat dabei vor allem eines getan: zugeschaut.

Diese Sondierungsrunden wären DIE Gelegenheit für Angela Merkel gewesen, noch einmal die Ärmel hochzukrempeln und mit Autorität und Entschlossenheit eine bisher noch nicht dagewesene Koalition zu schmieden. Wie das geht, das weiß die Kanzlerin aus unzähligen Sondierungsrunden und Verhandlungen. „Gib jedem etwas, mit dem er nicht das Gesicht verliert und behalte die Kontrolle“. Bei diesen Sondierungsrunden verzichtete Angela Merkel allerdings darauf, den Piloten einer neuen Koalition zu geben, doch wird sie am Ende dieses Prozesses entweder die Verantwortung für das Scheitern tragen oder aber nicht die Pluspunkte für ein eventuelles Gelingen für sich verbuchen können.

Oder legt es die Kanzlerin darauf an, dem Ganzen ein Ende zu bereiten? Will sie gezielt auf Neuwahlen hinsteuern, zu denen sie dann selber gar nicht mehr als Spitzenkandidatin antritt? Dies wäre allerdings riskant, will Angela Merkel nicht als die Kanzlerin und CDU-Chefin in die Geschichte eingehen, die ihre Partei unter die 30 % geführt hat – und genau dort steht die CDU gerade in den Umfragen. Und Neuwahlen würden momentan auch nicht viel an der Situation ändern. Glaubt man den Umfragen, würden AfD und FDP noch einmal ein wenig zulegen, die „Volksparteien“ noch ein wenig mehr verlieren, doch an den Kräfteverhältnissen würde sich ansonsten nicht viel ändern – die Sondierungen, Verhandlungen und Gespräche müssten an genau der gleichen Stelle weitergehen.

Wer weiß, ob die nächste Bundesregierung tatsächlich von einer Bundeskanzlerin Angela Merkel angeführt wird. Die Zweifel mehren sich…

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