Arbeitslose Raucher…

Kein Raucher auf der Welt behauptet, dass Rauchen unschädlich sei. Vieles hat sich im Verhältnis zwischen Rauchern und Nichtrauchern verändert. Doch die Entwicklung geht klar in Richtung Diskriminierung.

Rauchen oder einen Arbeitsplatz finden? Das ist die schiere Diskriminierung. Foto: Sheila Sund from Salem, United States / Wikimedia Commons / CC-BY 2.0

(KL) – Es liest sich zuerst wie ein schlechter Witz. Eine große amerikanische Autovermietung, die immerhin rund 30.000 Mitarbeiter beschäftigt, ändert zum 1. Februar 2020 ihre Einstellungspolitik. Künftig bekommt niemand mehr einen Job in diesem Unternehmen, der an Glimmstengeln oder E-Zigaretten saugt. Ob diese Art der Diskriminierung und des Eingriffs in die individuellen Rechte auch nach Europa schwappt?

Es geht, klar, um das Nervengift Nikotin und dessen Ächtung in der Firma. Jessica L., Pressesprecherin des Unternehmens, erläutert die Entscheidung: „Diese Regel ist ein verantwortungsvoller Schritt, um eine Kultur des allgemeinen Wohlbefindens in der Firma […] zu hegen“. OK, nachvollziehbar. Aber was ist mit Alkohol, diesem Gift, das jährlich Hunderttausende tötet? Keine Einstellung für Bier- und Weintrinker? Was ist mit Kaugummi, der den Zähnen schadet? Keine Jobs mehr für Kaugummi-Kauer? Was ist mit Menschen, die übermäßig viel Koffein zu sich nehmen? Keine Arbeitsplätze mehr für Kaffee-Junkies?

Dass Unternehmen ihren Mitarbeitern Programme anbieten, mit denen diese vom Rauchen loskommen, das ist eine gute Sache. Genau wie Firmen-Sport, damit die Mitarbeiter etwas gesünder leben. Doch muss dies auf Freiwilligkeit beruhen. Raucher und Raucherinnen vom Arbeitsmarkt auszuschließen ist eine Diskriminierung. Solange der Gesetzgeber das Rauchen nicht generell verbietet, darf man davon ausgehen, dass es erlaubt und damit legal ist. Jemanden von einem Job auszuschließen, weil die betroffene Person ein legales Hobby pflegt, kann eigentlich nicht verfassungskonform sein – die Gerichte werden sich sicherlich mit dieser Frage beschäftigen.

Vieles haben die Raucher in den letzten Jahren akzeptiert – inklusive einem gesellschaftlichen Wandel, den alle begrüßen, selbst die Raucher, nämlich dass man in öffentlichen Räumen wie beispielsweise Restaurants, nicht mehr raucht. Oder in Autos, wenn Kinder an Bord sind. Oder generell da, wo es offensichtlich stört. Die Raucher haben auch riesige Preissteigerungen hingenommen, auch die widerlichen Bilder auf den Packungen und die Vereinheitlichung der Pakete in diesem Oliv-Kotz-Braun. Alles in Ordnung. Doch Raucher vom Arbeitsmarkt auszuschließen, das geht zu weit.

Statt Raucher noch weiter zu stigmatisieren, sollte man sich nun entscheiden. Entweder, man verbietet das Rauchen generell (am besten gleich zusammen mit dem Alkohol) und ab dem Zeitpunkt stellt sich die Frage nicht mehr. Oder aber das Rauchen bleibt legal und in diesem Fall sollte die offene Diskriminierung ein Ende haben. Denn dieses ständige an den Daumenschrauben der Raucher drehen, das nervt. Das nervt so sehr, dass der Autor dieser Zeilen jetzt erstmal eine rauchen geht – auf dem Balkon. Na klar.

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