Bernard Guerrier: Geheime PopArt-Botschaften aus der City (I)

Fast hätten wir ein Porträt des großartigen PopArt-Photographen Bernard Guerrier bringen können. Doch dann hatte er keine Lust mehr. „Die Bilder sind wichtig, nicht ich“, sagt er.

So lange das Leben bunt bleibt, kann es weitergehen. Nur das Grau in Grau ist wirklich bedrohlich. Foto: (c) Bernard Guerrier / Eurojournalist(e)

(KL) – Seit geraumer Zeit haben wir immer wieder mal das Vergnügen, exklusiv auf Eurojournalist(e) die großartigen Photos des polyglotten PopArt-Photographen Bernard Guerrier veröffentlichen zu dürfen. Nachdem er gerade wieder aus London zurückgekehrt ist, hatten wir ursprünglich vor, ein Porträt dieses die Öffentlichkeit meidenden Künstlers zu veröffentlichen. Im letzten Moment machte er einen Rückzieher. „Bei meinen Bildern geht es nicht um mich, sondern um die geheimen Botschaften, die unbekannte PopArt-Künstler in den Metropolen der Welt hinterlassen. Diese sollte man lesen, auf diese sollte man sich konzentrieren, denn diese urbanen Künstler haben etwas zu sagen. Ich berichte nur.“ Und damit fällt das lang erwartete Porträt von Bernard Guerrier leider aus. Und wir freuen uns trotzdem, wieder einmal in einer dreiteiligen Serie die besten PopArt-Photos von Bernard Guerrier exklusiv veröffentlichen zu dürfen.

London, 2015. Die Welt ist in Aufruhr, die Menschen verlieren den Bezug zu ihrer Umwelt. Skandale, wo man hinschaut, Armut in den Städten. Doch dort, wo sich logischerweise Verzweiflung und Defätismus breit machen müssten, entstehen neue Kunstformen. Vergängliche Kunst, die schon morgen von einem Hausmeister mit Schwamm und Lappen wieder entfernt werden kann. Ebenso aufmerksam, wie man sich im Dickicht der Großstädte bewegen muss, um nicht unter die Räder zu kommen, sollte man auch auf die Wände schauen – wenn man sich für die Befindlichkeiten der Menschen in den Städten interessiert.

Die Bandbreite der Aussagen dieser schnelllebigen Straßenkunst reicht vom Ausdruck eines Lebensgefühls bis zur politischen Aussage. „Free Gaza“ kann man ganz klein am oberen Rand eines monumentalen Graffitis im West End lesen. Die Kunst als Trägermedium für eine politische Aussage, mit der die Betrachter nicht erschlagen, sondern konfrontiert werden. Damit sie nicht vergessen, worum es am Ende des Tages wirklich geht.

Die Stadt als Lebenskonzept lebt, paradoxerweise vor allem dort, wo sie dem Untergang geweiht ist. Bernard Guerrier, der abwechseln am Oberrhein, in Montpellier (versuchen Sie gar nicht erst, den in Montpellier im Telefonbuch stehenden Bernard Guerrier zu kontaktieren, es handelt sich nicht um den PopArt-Photographen, sondern um einen namensgleichen Zahnarzt…) und England lebende Photokünstler gehört zu den wenigen, die ein Gespür für die Botschaften der urbanen Künstler entwickelt haben. Die nicht nur einen flüchtigen Blick auf die bunten Werke riskieren, sondern die sich die Zeit nehmen, diese zu betrachten, zu dokumentieren, zu verstehen.

„Es ist ein wenig wie mit alten Asphaltstraßen“, sagt Guerrier, „durch die sich Pilze den Weg ans Licht bohren. Egal, wie dick die Asphaltschicht ist, am Ende setzt sich der Wille zum Leben durch“. Und, erstaunlich, die seltsamen Botschaften aus der vierten Dimension zeichnen sich oft durch einen wirklich witzigen Humor aus. Und zwar nicht nur bei so bekannten Vertretern dieser Kunstrichtung wie „Banksy“, sondern auch bei all den unbekannten Künstlern, die mit Spraydose und Sturmhaube bewaffnet die grauen Städte und Vorstädte mit einer bunten Message verzieren – „das Leben geht weiter – so lange wir das wollen!“

Und mit dieser überraschend positiven Botschaft entlassen wir Sie gerne ins Wochenende. Genießen Sie nachfolgend die erste von drei Serien mit den geheimen Botschaften aus der City of London von Bernard Guerrier. Sie können die Bilder größer anschauen, wenn Sie einfach draufklicken.

© für alle Photos Bernard Guerrier / Eurojournalist(e)

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