Bunga-Bunga is back!

Rechtzeitig zum Weltfrauentag haben die Italiener einen alten Mann aus dem Hut gezaubert, der ab sofort der Welthoffnungsträger für alle über 80jährigen dieser Welt wird – Silvio Berlusconi.

Ob er wohl einen Werbevertrag für Viagra unterzeichnen wird? Foto: European People's Party / Wikimedia Commons / CC-BY 2.0

(KL) – Auf ihn hatten wir gewartet. Und beginnen wir gleich mit einer nicht unwichtigen Feststellung – Silvio Berlusconi lebt und sein Look, der ein wenig an die Maschinen aus „I, Robot“ erinnert, liegt nur an einer unguten Mischung aus Botox, Hautcreme und offenbar einem Edding, mit dem der 81jährige seinen Haaransatz nachzuzeichnen scheint. Aber hallo – mit 81 noch so unterwegs? Und schon wieder auf der Pirsch nach Frischfleisch? Na, so bekommt der Weltfrauentag eine ganz neue Bedeutung. Mit „Bunga-Bunga“ geht es zurück zu dem, was gerne als „gute, alte Zeit“ bezeichnet wird, also die Zeit, in der die Rollen zwischen Männern und Frauen sehr genau aufgeteilt waren. Zumindest in der Welt von Silvio „Bunga-Bunga“ Berlusconi.

Die Rückkehr Berlusconis ist nicht etwa ein Zeichen dafür, dass Italien in die Hände rechtsextremer Idioten gefallen ist, sondern dafür, dass die Menschen in einer alternden Gesellschaft Hoffnung brauchen. „Bunga-Bunga“, das ist das lebendige (naja…) Beispiel dafür, dass das Leben mit 80 noch nicht unbedingt vorbei ist. 80 ist das neue 70 und wenn es eine wandelnde Totenmaske wie Berlusconi schafft, mit jungen Frauen zu schlafen, dann ist das ein „Hallo-Wach“ für alle Greise Europas – da geht noch was!

Gebongt, das passt jetzt alles nicht so richtig zum Weltfrauentag. Aber was passt heute schon noch? Die Welt taumelt in einen Neonationalismus hinein, an dessen Ende Kriege und Elend stehen, die Geschichte wiederholt sich, die Bösewichter dieser Welt kommen mit allem durch und die Menschen brauchen Anhaltspunkte. Da kommt „Bunga-Bunga“ gerade Recht. Frei nach der Leipziger Band „Die Prinzen“ ist Berlusconi das Beispiel, dass man in dieser Welt ein Schwein sein und trotzdem jede Menge Spaß haben kann. Seine abgrundtiefe Gemeinheit, sein Mangel an Respekt vor Frauen und Menschen allgemein, sein Durchwurtschteln durch die Justiz – der Mann ist tatsächlich ein Beispiel. Ein Beispiel dafür, dass wenn man es richtig heftig bringt, man mit allem durchkommen kann.

Und was soll’s, wenn die Italiener „Bunga-Bunga“ haben wollen, dann sollten wir in unseren Ländern ganz still sein. In Deutschland gehen wir in die vierte Runde „Mutti“, Frankreich hat in seiner Verzweiflung einem erfolglosen Wirtschaftsminister die Schlüssel des Landes in die Hand gedrückt, weil er ein wenig besser aussah als seine Gegenkandidaten. Österreich wirft sich einem Popper an den Hals, die Visegrad-Staaten huldigen fundamentalchristlichen Ausländerhassern. Ist „Bunga-Bunga“ da wirklich die schlechteste Wahl?

So oder so, „Bunga-Bunga“ Berlusconi ist zurück. Und alle freuen sich schon auf die nächsten Skandale. So ähnlich wie bei einem Autounfall. Man will es nicht sehen, schaut aber trotzdem hin. Und die Vorstellung, wie der 81jährige mit gerade einmal volljährigen Teens durchs Bett tobt, die ist schon irgendwie unangenehm. Wie ein Autounfall eben. O tempora, o mores…

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