Das Fähnlein der 11 Aufrechten

So hätte man es gerne – 11 anständige Kandidaten für das höchste französische Staatsamt. Blöd nur, dass im Grunde keiner der 11 Kandidaten das Zeug hat, Frankreich in die Zukunft zu führen.

Für wen sollen die Franzosen denn stimmen? Keiner der Kandidaten für das höchste Staatsamt überzeugt... Foto: Rama / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 2.0

(KL) – Das französische Wahlsystem ist schon seltsam. Um Kandidat für das Präsidentenamt zu werden, braucht man als Kandidat 500 Unterstützerschreiben von gewählten Volksvertretern, also Abgeordneten, Senatoren oder Bürgermeistern. Ansonsten darf man eben nicht antreten. Nun ist die Frist abgelaufen und die 11 Kandidaten stehen fest. Ein Blick auf die Liste zeigt, dass die Franzosen in weniger als 40 Tagen eigentlich nur die Wahl zwischen Pest und Cholera haben. Bitter.

Nun stehen also die Kandidaten und Kandidatinnen für das Amt des französischen Präsidenten fest und Begeisterung will keine aufkommen. Denn entweder sind die Kandidaten extremistisch eingestellt, farblos oder haben zahlreiche Skandale zu bewältigen. Im Grunde muss man froh sein, dass man nicht in Frankreich wählen muss, denn egal, hinter welchem Namen man sein Kreuzchen macht, so richtig wohl dürfte niemandem dabei sein. Schauen wir uns also an, wer nächster französischer Präsident werden könnte.

Die meisten Unterschriften, nämlich 3635, erhielt der konservative Kandidat François Fillon, gegen den gerade ein Verfahren wegen der angenommenen Scheinanstellung seiner Familienmitglieder läuft und der im Ansehen der Franzosen immer weiter abrutscht. Bei Fillon ist es sehr fraglich, ob er es in die Stichwahl schafft. Für die Sozialisten tritt Benoît Hamon an (2039 Unterstützer), der allerdings ziemlich farblos ist und dem das Charisma fehlt, Frankreich als Kapitän durch die Klippen der aktuellen Krisen zu steuern. Die besten Chancen auf den Einzug in die Stichwahl hat wohl der parteilose Emmanuel Macron (1829 Unterstützer), der in Frankreich als eine Art „Heilsbringer“ gefeiert wird, obwohl er als ehemaliger Wirtschaftsminister und Rothschild-Bänker eigentlich eher suspekt ist.

Der linksextreme Jean-Luc Mélenchon (805 Unterstützer) ist derjenige, der dem Sozialisten Hamon die Stimmen abnimmt und der damit dafür sorgt, dass die Sozialisten wie 2002 nicht in der Stichwahl vertreten sein werden. Interessant ist, dass beide „linken“ Kandidaten zusammen genug Stimmen gewinnen könnten, um in die Stichwahl zu kommen, doch die ewig alten Streitereien darum, wer die „hehre linke Lehre“ vertritt, sorgt dafür, dass sich die linken Kräfte gegenseitig ins Aus schießen.

Neben der Kandidatin des Front National Marine Le Pen (627 Unterstützer), von der man allgemein annimmt, dass sie in die Stichwahl einziehen wird, tummeln sich noch verschiedene andere Politiker auf dem Wahlzettel, die man allgemein in Deutschland nicht kennt. Am rechten Rand des politischen Spektrums befinden sich Nicolas Dupont-Aignan (707 Unterstützer) und François Asselineau (587 Unterstützer), deren unsägliche Aussagen sich sogar noch rechts vom rechtsextremen Front National befinden. Am extrem linken Rand findet man die Kandidatin Nathalie Arthaud (637 Unterstützer), die das Erbe der unverwüstlichen Arlette Laguillier antritt, die über Jahrzehnte die Farben des „Arbeiterkampfes“ vertrat.

Dazu kommen noch Philippe Poutou, der Zentrist Jean Lassalle und Jacques Cheminade, die alle drei im Nullkomma-Bereich bleiben dürften.

Begeisterung löst keiner dieser Kandidaten aus und die Vorstellung, dass einer (oder eine) dieser 11 künftig die Geschicke Frankreichs und damit auch ein Stückweit Europas in der Hand haben, ist ebenso beunruhigend wie unangenehm. In etwas mehr als einem Monat, wenn der erste Wahlgang stattfindet, wird man mehr wissen – dann bleiben noch zwei Kandidaten übrig, die in der Stichwahl eine Woche später gegeneinander antreten. Man weiß gar nicht so richtig, wem man dabei die Daumen drücken soll…

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