Der „Classico“ künftig nur noch in der Champions League?

Katalonien will bis 2017 ein unabhängiges Land werden – und Spanien stellte sich auf einen erbitterten Kampf um die Provinz Katalonien ein. Wer wird sich durchsetzen?

Das katalonische Parlament in Barcelona sieht so friedlich aus... aber das könnte sich bald ändern. Foto: Xavier Vazquez / Wikimedia Commons / PD

(KL) – Ginge es nach streng demokratischen Grundsätzen, wäre die Geschichte einfach. Das katalanische Regionalparlament in Barcelona hat mit 72 zu 63 Stimmen einen Beschluss verabschiedet, nach dem Katalonien bis 2017 ein unabhängiger Staat werden soll. Eine Republik soll es werden, losgelöst von Spanien und nun soll alles sehr schnell gehen. Doch Spanien hat bereits seinen Widerstand gegen diese Entwicklung angekündigt und die Zentralregierung in Madrid hat tatsächlich einige Möglichkeiten des Eingreifens, um eine solche Abspaltung zu verhindern.

So sieht die spanische Verfassung die „Einheit des spanischen Staatsgebiets“ vor – was eine Abspaltung verfassungswidrig machen würde und es der Zentralregierung auch ermöglicht, gegen die Akteure der Unabhängigkeitsbewegung vorzugehen. Doch was rechtlich möglich ist, könnte ein politisches Pulverfass werden. Denn sollte Madrid tatsächlich so massiv reagieren, müsste man mit militantem Widerstand in der katalanischen Provinz rechnen und schon werden Erinnerungen an den baskischen Kampf um Unabhängigkeit wach – dieser Kampf wurde (erfolglos) von der ETA mit Mitteln des Terrorismus geführt, eine Entwicklung, die man in Katalonien unbedingt verhindern muss.

Doch die Interessenslagen scheinen so grundlegend voneinander entfernt zu sein, dass eine friedliche Lösung schwierig ist. So war dann auch die Reaktion des spanischen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy klarer, als man sich das wünschen konnte. „Katalonien wird sich nicht abspalten“, erklärte Rajoy kämpferisch und kündigte an, dass seine Regierung den Prozess einer Abspaltung nicht zulassen werde. Nur – wie will er das bewerkstelligen? Spanische Soldaten nach Katalonien schicken? Ein zweites Nordirland schaffen?

Seine Ankündigung, den Beschluss des katalanischen Regionalparlaments vom spanischen Verfassungsgericht in einem Eilverfahren überprüfen lassen zu wollen, ist natürlich seine erste Waffe, wissend, dass ein spanisches Verfassungsgericht gar nicht anders kann, als diese Abstimmung für ungültig zu erklären. Doch will Rajoy eine militante Auseinandersetzung verhindern, wird er sich Besseres als reine Repression einfallen lassen müssen. Er hätte nicht einmal etwas davon, würde er die Führer der Separatisten des Amtes entheben oder gar ins Gefängnis werfen lassen, denn damit würde er einen Konflikt entfesseln, den weder er noch andere beherrschen könnten.

Die Vorstellung, dass es künftig in Spanien das Duell Real Madrid – FC Barcelona nicht mehr in der Primera Division, sondern nur noch in der Champions League geben soll, ist allerdings tatsächlich gewöhnungsbedürftig. Wie auch immer – Auswirkungen dieser Entwicklung werden die Spanier unter den Weihnachtsbaum gelegt bekommen – am 20. Dezember wird in Spanien ein neues Parlament gewählt und wer immer diese Wahlen gewinnen wird, er bekommt eine mächtige Hypothek mit auf den Weg – die Aufgabe, die Katalonienfrage so zu lösen, dass weder Spanien noch Katalonien ein nachhaltiger Schaden entsteht. Eine Aufgabe, um die der nächste Regierungschef in Spanien nicht zu beneiden ist.

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