Der Flughafen Straßburg-Entzheim schrumpft weiter

Bis Ende 2022 will Air France nur noch zwei Destinationen von Straßburg aus anfliegen. Während man in Straßburg bereits in Schnappatmung verfällt, lohnt es sich, genauer hinzuschauen.

Die Air France-Tochter "Hop!" wird fünf französische Destinationen künftig nicht mehr direkt bedienen. Foto: Kevin.B / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Im letzten Jahr stellte Air France bereits die Flüge zwischen Straßburg und Lille sowie Bordeaux ein, nun sollen auch die Direktverbindungen mit Toulouse, Marseille, Nizza und Nantes eingestampft werden. Und auch die Flugverbindung mit dem alten Pariser Flughafen Orly wird es nicht mehr geben. Nur zwei Ziele werden weiterhin angeflogen – Lyon und Amsterdam. Und das macht erstaunlich viel Sinn, trotz aller Polemik.

Air France wurde gerade, ähnlich wie der Lufthansa, mit 4 Milliarden Euro unter die Arme gegriffen (Lufthansa 9 Milliarden). Da kommt die Ankündigung der Schließung weiterer Verbindungen zum genau falschen Zeitpunkt, da die Schließung dieser Verbindungen auch einige Arbeitsplätze sowohl an den betroffenen Flughäfen, als auch bei Air France kosten wird. Sich mit Milliardenbeträgen unterstützen lassen und im Gegenzug Arbeitsplätze abbauen, das hat ein Geschmäckle und man könnte meinen, dass diese Staatshilfen eher für die Aktionäre von Air France gedacht sind als für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Fluggesellschaft.

Aber dennoch sollte man genau hinschauen. Denn Air France hat die Ansage der Politik verstanden und umgesetzt – es geht darum, möglichst viele Kurzstrecken einzustellen, da der Flugverkehr auf Kurzstrecken eine enorme Umweltbelastung darstellt und viele Verbindungen heute bereits deutlich bequemer und schneller mit dem TGV bedient werden, was diese Kurzflüge eigentlich überflüssig macht. Bis auf die Verbindung nach Toulouse, denn die „rosa Stadt“ verfügt über keinen TGV-Bahnhof.

In Lyon haben Reisende am Air France-Hub (und auch demjenigen der Low Cost-Tochter „Hop!“) Anschluss an Flüge in alle Regionen Frankreichs. Das gut organisierte Hub bietet schnelle und bequeme Umsteigemöglichkeiten, so dass man von Straßburg aus mit einmal Umsteigen so ziemlich jede Destination in Frankreich erreicht. Wenn man nicht lieber gleich den TGV nimmt. Gleiches gilt für Amsterdam – Reisende aus Straßburg können vom Amsterdamer Flughafen Shipol aus jedes Ziel auf der Welt anfliegen. Und viel mehr braucht man eigentlich nicht. Die Verbindungen nach Paris sind mit dem Flugzeug ein Anachronismus, der in erster Linie dem Status der Fluggäste schmeichelt. Doch ist es einfacher, billiger, schneller und bequemer, von Straßburg aus mit dem TGV nach Paris zu reisen und statt in Roissy-Charles-de-Gaulle mitten im Herzen der Hauptstadt anzukommen.

Dennoch fühlt man sich in Straßburg von Air France schlecht behandelt, doch ist die Schließung dieser Verbindungen eine erste Maßnahme zur Reduzierung der Treibhausgase, die zwar politisch schon lange beschlossen ist, aber eben nicht umgesetzt wurde. Straßburg wird damit keineswegs „weiter isoliert“, sondern die Wahl der Verkehrsmittel ändert sich. Von der CO2-Schleuder Flugzeug hin zum Zugverkehr im TGV.

Viel wichtiger als die Flugverbindungen sind die Zugstrecken. So sind sowohl eine TGV-Verbindung nach Brüssel als auch eine TGV-Verbindung zwischen Paris und Berlin (in nur 4 Stunden!) im Gespräch. Und das ist richtig. Statt den „guten, alten Zeiten“ nachzuhängen, in denen sich niemand Gedanken um die Umwelt und das Klima gemacht hat, sollte man sich jetzt um die Mobilität der Zukunft kümmern. Und in der haben Kurzstrecken mit dem Flugzeug eben keine Zukunft mehr. Diese Entwicklung ist keine Katastrophe für Straßburg, sondern eine Chance, sich als Vorreiter für eine moderne Mobilität einzusetzen. Diese Chance muss jetzt nur noch ergriffen werden…

1 Kommentar zu Der Flughafen Straßburg-Entzheim schrumpft weiter

  1. Was passiert jetz mit dem Flughafen von Blotzheim (also den Euroairport, im Süden unseres Elsässer-Landes)?! Wir verlangen schon ewig die Bahnverbindung, der ehemalgige Landtagspräsident RICHERT hatte es versprochen. Die Schweizer und die BAdener verstehen das sehr gut. Die Pariser Zentralregierung kann und will das nicht aber kapieren, geschweige die Pseudo-Mega-Region “GrandEst/GrosTesk). NIEDER MIT PARISER ZENTRALISMUS und FREIHEIT FÜR UNSER LAND !

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