Der „Literarische Adventskalender“ (17)

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Kapitel 17 – 1437: Brief an Nikolaus

Hochgelehrter Freund,

mit Schrecken habe ich zur Kenntnis genommen, dass Ihr im Begriff seid, die Seiten zu wechseln. Wollt Ihr Euch allen Ernstes dem Papst andienen, unsere gemeinsame Sache aufgeben? Habt Ihr den Glauben an das Basler Konzil verloren? Ihr seid Euch sicher im Klaren darüber, dass Euch die Geschichte Prinzipienlosigkeit vorwerfen wird, gerade in dieser entscheidenden Zeit.

Ist es das Streben nach Macht, das Euch zu dieser Entscheidung treibt? Denkt Ihr, die Einheit der Kirche so besser erhalten zu können? Ist die Einheit denn mehr wert als die Wahrheit? Ist Byzanz, der Ausgleich mit den Christen des Orients, wichtiger als das Wort Jesus Christus? Was nützt eine geeinte Kirche, wenn sie den falschen Weg eingeschlagen hat?

Die notwendigen Reformen werden nicht mit Kompromissen und der Unterwerfung unter das Joch des Papstes erfolgen, sondern nur mit einem Bruch mit den überkommenen Strukturen. Zur Not mit Gewalt, auch wenn ich weiß, dass es dieses Wort ist, das Euch vor konsequentem Handeln zurückschrecken lässt.

Die Zeit ist reif für eine Revolution! An der Waffe für diese Revolution arbeite ich mit Hochdruck und komme gut voran damit. Es ist mir gelungen, Buchstaben aus Metall zu gießen, die sich zu Wörtern, ja ganzen Sätzen zusammenreihen lassen, wechselnd und in beliebiger Reihenfolge.

Wenn Ihr den eingeschlagenen Weg weiterverfolgt, dann werden es nicht mehr Eure Schriften sein, die ich zu vervielfältigen gedenke. Unsere Wege im Glauben trennen sich, doch hoffe ich immer noch auf eine erneute Vereinigung zu einem späteren Zeitpunkt. Ich hatte so große Hoffnungen in Euch gesetzt, als Erneuerer, als Reformator, und nicht als Emporkömmling innerhalb des bestehenden Systems. Vielleicht wird Eure Reise nach Byzanz Euch ja neue Erkenntnisse bringen und Euch zurück auf den richtigen Weg führen.

Trotz alledem bleibt Ihr für mich ein Bruder, ein Bruder im Geiste, für immer.

Treuverbindlich

Euer Henne

 

Fortsetzung folgt…

Stefan Böhm

Straßburger Glaubensbekenntnis
Kommissar Sturnis dritter Fall

Originalausgabe
1. Auflage
© 2020 Stefan Böhm
Taschenbuch-ISBN: 978-3-969-66410-0
Umschlagsgestaltung und Satz:
Sarah Schemske (www.buecherschmiede.net)
Lektorat: Martin Villinger
Korrektorat: Bücherschmiede (www.buecherschmiede.net)
Bestellung und Vertrieb: Nova MD GmbH, Vachendorf
Druck und Bindung:
Sowa Sp. z o.o.
ul. Raszyńska 13
05-500 Piaseczno
Polen

Alle Rechte vorbehalten. Alle Figuren und deren Biografien sind erfunden, Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen wären zufällig und nicht beabsichtigt.

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