Der Überraschungssieger

François Fillon hat überraschend den ersten Wahlgang der Vorwahlen der Konservativen in Frankreich gewonnen. Und dabei Nicolas Sarkozy aus der Politik geschossen.

Zur Überraschung aller hat François Fillion den ersten Wahlgang der Vorwahlen für 2017 gewonnen. Und Nicolas Sarkozy dabei aus der Politik gekegelt. Foto: Eurojournalist(e)

(KL) – Während sich alle auf das vermutete Duell zwischen Nicolas Sarkozy und Alain Juppé konzentrierten, mauserte sich einer der Kandidaten der konservativen Vorwahlen für die Präsidentschaftswahlen in Frankreich 2017 fast unbemerkt von den Medien und den Umfrageinstituten – François Fillon. Fillon, der zu Beginn der Kampagne bei 8 % in den Umfragen lag, hatte die dritte und letzte TV-Debatte für sich entschieden und gewann überraschend den ersten Wahlgang dieser Vorwahl mit rund 44 % der Stimmen. In der Stichwahl am nächsten Sonntag tritt er gegen Alain Juppé (28 %) an und Nicolas Sarkozy verabschiedet sich aus der Politik.

Aber wer ist François Fillon, wofür steht er und warum haben die Franzosen den Umfragen zum Trotz für Fillon gestimmt? François Fillon (62) stammt aus der Sarthe und war bereits von 2007 bis 2012 unter Präsident Sarkozy Ministerpräsident. Die Bilanz der Regierung Sarkozy / Fillon war desaströs für Frankreich – die Wirtschaft erlebte einen heftigen Abschwung, die Arbeitslosigkeit schoss in die Höhe. Doch in der Politik hat man ein kurzes Gedächtnis… Fillon steht für sehr konservative Werte, engagierte sich gegen die homosexuelle Ehe, vertritt liberale Wirtschaftspositionen und steht für ungefähr alles – bis auf echte Reformen.

Doch es gibt einen guten Grund, warum rund 4 Millionen Franzosen am Sonntag zu dieser Vorwahl gingen (um an dieser Vorwahl teilzunehmen, mussten die Wählerinnen und Wähler sogar 2 € bezahlen und einen Zettel unterschreiben, dass sie die Werte der Konservativen unterstützen). Den meisten Wählerinnen und Wählern ging es darum, Nicolas Sarkozy aus dem Politikrennen zu nehmen, was dann ja auch geklappt hat. Viele Franzosen wollten kein Duell Juppé-Sarkozy in der Stichwahl – die Franzosen wollten einen Kandidaten, der keine laufenden Gerichtsverfahren oder Verurteilungen im Führungszeugnis stehen hat.

Am nächsten Sonntag treten also François Fillon und Alain Juppé in der Stichwahl gegeneinander an. Während Juppé eher für die politische Mitte steht, vertritt Fillon stramm konservative Positionen. Und im Laufe der Woche werden die Umfragen heiß laufen, wer von den beiden bessere Chancen gegen die drohende Gefahr einer Marine Le Pen von rechtsaußen hat. Aber bei den Umfragen muss man immer vorsichtiger werden – sie liegen einfach viel zu weit von der Realität entfernt.

Juppé oder Fillon – am nächsten Sonntag wissen wir, wer von den Konservativen gegen Marine Le Pen und den Kandidaten der Linken antreten wird.

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