The Day After…

Damit musste man rechnen – das Wahlergebnis des ersten Wahlgangs der französischen Präsidentschaftswahlen macht niemanden so richtig glücklich...

Emmanuel Macron wird aller Voraussicht nach der nächste französische Präsident. Foto: Copyleft / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – OK, die Geschichte ist gegessen – in der Stichwahl stehen sich Emmanuel Macron und Marine Le Pen gegenüber. Nachdem sich noch in der Wahlnacht so ziemlich alle politischen Kräfte hinter Macron gestellt haben, ist deutlich, dass die rechtsextreme Marine Le Pen nicht über das erforderliche Mobilisierungspotential verfügt, um den zweiten Wahlgang für sich zu entscheiden. Also sollte man besser schnell damit beginnen, sich an den Präsidenten Macron zu gewöhnen.

Wofür Emmanuel Macron wirklich steht, das weiß niemand so genau – zu breit gefächert ist seine Unterstützerriege, die von ganz weit rechts nach ganz weit links reicht, und seine Positionen zu den meisten Themen sind alles andere als klar. Klar ist jedoch, dass Macron alles andere als ein Extremist ist, dass er Frankreich nicht aus der EU herausführen will und dass er Frankreich nichts ins Unglück führen wird.

Und es wird in den Stunden nach diesem politischen Erdbeben ebenfalls klar, dass wir in Frankreich am Anfang einer tiefgreifenden Reform des politischen Systems stehen – das ist nämlich die Hauptbotschaft des Wahlergebnisses vom Sonntag. Das Ausscheiden der Kandidaten der beiden Parteien, die sich in der V. Republik regelmäßig an der Macht abgewechselt haben, ist ein Ausrufezeichen. Macron hat diesen Wunsch der Franzosen nach Veränderung sehr frühzeitig verstanden und genutzt – während man sich in den Zentralen der ehemaligen Volksparteien am Kopf kratzt und sich immer noch weigert sich einzugestehen, dass man selbst dafür gesorgt hat, dass sich die Menschen nach politischen Alternativen umsehen.

Dennoch sollte man nicht vergessen, dass mehr als 7 Millionen Menschen für Marine Le Pen gestimmt haben, so viele wie noch nie. Und das ist weiterhin beunruhigend, zeigt es doch, dass nach wie vor viele Franzosen den kruden Theorien der rechtspopulistischen Brunnenvergifterin zugeneigt sind.

Frankreich steht vor einer Belastungsprobe und Präsident Macron hat eine schwere Verantwortung zu tragen, nämlich diejenige, die tiefen Risse in der französischen Gesellschaft zu kitten. Keine einfach Aufgabe, doch ist das nun die Situation. Der nächste französische Präsident wird Emmanuel Macron heißen und inwieweit diese Wahl Frankreich und Europa zum Besseren verändern wird, muss sich erst noch zeigen. Am 7. Mai, dem Tag der Stichwahl, wäre alles andere als ein Ergebnis von 60%+ für Macron eine echte Überraschung.

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