In Frankreich braut sich was zusammen…

Die französischen Umfragen für die Europawahl am 9. Juni werden immer deutlicher – die rechtsextremen Kräfte stehen vor einem Triumph, die Macronie rutscht ins Aus.

Valérie Hayer, die Kandidatin der Macronie für die Europawahl, rutscht immer weiter in den Keller... Foto: QLanvierge / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Inzwischen liegen satte 14 % zwischen dem Spitzenkandidaten des rechtsextremen Rassemblement National, Jordan Bardella, für den 31 % der Franzosen votieren wollen und der Kandidatin der Macronie, der weitgehend unbekannten Valérie Hayer, die von Umfrage zu Umfrage an Stimmen verliert und inzwischen bei nur noch 17 % liegt, sogar in Schlagweite zum Kandidaten der PS / Place Publique, Raffaël Glucksmann, der immerhin wieder auf 13 % kommt. Für die anderen Parteien sieht es düster aus.

So sind die linksextreme La France Insoumise (LFI) mit 8 %, die Konservativen Les Républicains (LR) mit 7 %, die Grünen (EELV) mit 7 % und die ebenfalls rechtsextreme „Reconquête“ der Le Pen-Nichte Marion Maréchal mit 6 % inzwischen weit abgeschlagen. Der Durchmarsch der Rechtsextremen scheint ebenso klar wie das Wahldebakel der Macronie, die sich selbst weiterhin tapfer als „präsidentiale Mehrheit“ bezeichnet, aber mittlerweile mehr als vier Fünftel der Franzosen gegen sich hat und somit nur noch eine „präsidentiale Minderheit“ darstellt.

Dieser Rutsch nach rechtsaußen hat zwar bereits 2002 begonnen, als es bei der damaligen Präsidentschaftswahl zum Duell Jacques Chirac gegen Jean-Marie Le Pen kam, doch hielt bislang die „Brandmauer“ gegen den Front National / Rassemblement National, so hat Emmanuel Macron dafür gesorgt, dass die Rechtsextremen von fast der Hälfte der Franzosen als das „kleinere Übel“ betrachtet werden. Die Macronie hat nicht verstanden, dass die Franzosen nicht von einem „Sonnenkönig“ und seiner eitlen Selbstdarstellung regiert werden wollen, sondern lieber rechtsextrem wählen, statt weiterhin dem völlig überforderten Team Macrons das Vertrauen auszusprechen.

Skandale ohne Ende, ein permanenter Austausch von Ministern, von denen sich einige nur wenige Tage im Amt gehalten haben, und den es in dieser Menge in der V. Republik noch nicht gegeben hat, Inkompetenz, leere Versprechungen und ein Präsident, der sich mit gephotoshoppten Photos am Boxsack versucht so darzustellen wie Wladimir Putin. Das Pariser Trauerspiel wird nun am 9. Juni enden, wenn die Franzosen ihrer Regierung mitteilen werden, dass das Tischtuch zwischen Bevölkerung und Regierung endgültig zerschnitten ist.

Doch was hat Frankreich davon, wenn jede Menge Europagegner ins Europäische Parlament einziehen? Gemeinsam mit europafeindlichen Parteien wie der polnischen PiS oder der deutschen AfD (und vielen anderen) können die Rechtsextremen viel Schaden in Europa anrichten. Letztlich zeigen diese Umfragen, ähnlich wie in anderen Ländern, nur eines – nämlich dass die Menschen die Nase von den Parteien und ihren Vertretern voll haben. Unsere politischen Systeme sind völlig überholt und stammen aus Zeiten, in denen es noch nicht einmal PCs gab und der Versuch, diese überholten Systeme über die Zeit zu retten, wird nicht funktionieren.

Doch gibt es in dieser korrupten Parteienlandschaft kaum Alternativen, weswegen sich die Wählerinnen und Wähler aus den Wahlen verabschieden. Auch am 9. Juni wird die „stärkste Partei“ diejenige der Nichtwähler werden, doch erstaunlicherweise sehen die Parteien in den verschiedenen Ländern darin keinen Grund, sich selbst zu hinterfragen, zu reformieren und zu modernisieren.

So oder so, der 9. Juni wird in Frankreich das Ende der Macronie einläuten und das haben sich die Akteure dieser politischen Bewegung selbst zuzuschreiben. Denn ihr Führungsstil ist ebenso anachronistisch wie ihre Parteiapparate und man kann jeden verstehen, der diesem inkompetenten Haufen die Stimme verweigert. Was allerdings aus Europa wird, wenn ausgerechnet seine Feinde die Bänke des Europäischen Parlaments bevölkern, mag man sich nicht vorstellen. Armes Frankreich, armes Europa…

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