Glauben die am Ende selber daran?

Die französische Regierung scheint wirklich daran zu glauben, dass sie göttlich angehaucht ist. Langsam bekommt man das Gefühl, dass die Hitze in den Pariser Palästen nicht allen bekommt...

Macron hat die Rolle gewechselt - statt Jupiter ist er jetzt der Olymp-Waffenschmied Vulkanus. Aber zum Lachen ist das nicht mehr... Foto: Metropolitan Museum of Art / Gift of Irwin Untermyer, 1964 / Wikimedia Commons / CC0 1.0

(KL) – Kurz nach Amtsantritt des wiedergewählten Präsidenten und des neuen Parlaments geht es in Paris so weiter wie zuvor. Vulgäre verbale Ausfälle des Präsidenten, arrogante Sprüche und immer wieder diese Vergleiche mit der antiken Götterwelt. Waren die letzten fünf Jahre auf politischer Ebene in Frankreich schon ein mächtiger Schlag ins Wasser, dürften die nächsten fünf Jahre noch etwas schlimmer werden.

Immerhin, Emmanuel Macron hat schnell die Rolle gewechselt. Nun will er nicht mehr „Jupiter“ sein, sondern „Vulkanus“, der schmiedend und schwitzend am himmlischen Feuer steht. Und sein Wirtschaftsminister Bruno Le Maire schiebt noch hinterher, dass er selbst jetzt „Hermes“ sei, der Götterbote, der dem Volk die überirdischen Entscheidungen seines gottgleichen Präsidenten verkünden darf. Auch, wenn dieser Blödsinn mit einem kleinen Grinsen erzählt wird, so steckt ein Kern Wahrheit in diesen Aussagen – die Pariser Politik empfindet sich in der Tat für allen anderen überlegen, fühlt sich durch göttliche Fügung eingesetzt und ist dabei die schwächste Regierung der V. Republik, eine Aneinanderreihung von Skandalen und Personalwechseln, bei der inzwischen die 4. Garde in Regierungsämter gerutscht ist, nachdem das übrige politische Personal entweder verheizt oder bei Korruptions- oder Sex-Skandalen erwischt wurde – in keiner Regierung der V. Republik mussten mehr Minister und Staatssekretäre ausgewechselt werden. Der Pariser Olymp ist eben gar nicht so göttlich, sondern entsetzlich menschlich. Es wäre an der Zeit, dass man dies in den Pariser Palästen merkt.

Dass speziell Präsident Macron nichts aus den letzten Wahlergebnissen gelernt hat, zeigte sich, als der „Uber-Skandal“ ans Tageslicht kam. Als der heutige Präsident noch Wirtschaftsminister war, hatte er nach 17 Treffen und SMS-Austauschen mit der Uber-Geschäftsleitung dem amerikanischen Anbieter, der für besonders brutale Geschäftsmethoden bekannt ist, entgegen der Gesetzeslage und dem Willen der damaligen Regierung, den Weg auf den französischen Markt geebnet. Als dies bekannt wurde, war sein Kommentar „das berührt nur einen meiner Hoden, ohne dass sich der andere bewegt“, eine exrem vulgäre Ausdruckweise, die man mit „das geht mir kilometerweit am Arsch vorbei“ entschärft übersetzen könnte. Und da ist er wieder, der Macron, den die Franzosen nur deshalb wiedergewählt haben, weil sie noch mehr Angst vor der rechtsextremen Marine Le Pen hatten.

In den kommenden fünf Jahren wird Macron keinerlei Zurückhaltung üben (was er auch bisher nicht getan hat), denn nach zwei Amtszeiten ist für französische Präsidenten Schluss. Es sei denn, Macron bereitet, ähnlich wie es Putin und Medwedew jahrelang in Russland praktiziert haben, eine Art „Austricksen“ der Verfassung vor, was gar nicht so unwahrscheinlich ist, wenn man bedenkt, dass sich der Mann tatsächlich von göttlicher Fügung eingesetzt sieht.

Der Uber-Skandal wird ebenso unter den Teppich gekehrt werden wie der McKinsey-Skandal, der Skandal um seinen Spezi Benalla, und all die Skandale um all die zahlreichen Minister und Staatssekretäre, die ein unglaublich korruptes und inkompetentes Bilder dieser Regierung abgeben. Dabei verwundert eigentlich nur, dass die Franzosen brav für die angekündigte Katastrophe einer zweiten Amtszeit Macrons gestimmt haben – es gab Zeiten, in denen die Franzosen autokratische Herrscher vom Hof gejagt haben, statt sie wiederzuwählen.

Doch vermutlich muss man die Dinge in den nächsten Jahren in Frankreich so betrachten wie der Präsident selbst. Was den einen Hoden berührt, bewegt den anderen noch lange nicht. Oder auf Deutsch – es muss einem am Arsch vorbeigehen, was die in Paris so abziehen. Besser als in den letzten fünf Jahren wird es ohnehin nicht werden.

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