Der Wahlkampf nähert sich der Gürtellinie…

Drei Wochen vor der Bundestagswahl verfallen alle Parteien in das übliche Schema. Statt sich als „wählbar“ zu präsentieren, versuchen alle, die politischen Gegner zu diskreditieren.

Einigkeit herrscht nur in einem Punkt - niemand will etwas mit der AfD zu tun haben... immerhin... Foto: Schorle / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Eigentlich hätte der Bundestagswahlkampf 2021 alles, um wirklich spannend zu sein. Dabei zieht er sein bisschen Spannung lediglich aus dem Umstand, dass die Parteien enorm dicht beieinander liegen und am 26. September so ziemlich alles möglich ist. Doch statt einer echten Richtungswahl erleben wir einen Wahlkampf, der so abläuft wie immer. Man versucht, die eigene Unsicherheit und Ideenlosigkeit zu kaschieren, indem man gegen den politischen Gegner austeilt. Nach dem Motto  „wir sind nicht gut, aber die anderen sind noch schlechter“… Wenn es so weitergeht, landen wir nächste Woche unter der Gürtellinie.

Die Ära Merkel endet, die Welt ist in politischer Unruhe, die Pandemie hat die Gesellschaft durcheinander gewirbelt und statt sich in dieser Situation mit Lösungen und Strategien zu präsentieren, erleben wir einen Wahlkampf mit Gähnfaktor. Und dabei geht es immer nur darum, was die anderen zu tun hätten, warum die anderen noch schlechter sind als man selbst und die Wählerinnen und Wähler verstehen kaum, was für Angebote die Parteien eigentlich wirklich machen.

Dazu fehlen auch ein wenig die neuen Gesichter. Die „Zeitenwende“ am Ende der Ära Merkel wäre eigentlich auch eine Gelegenheit für einen Generationswechsel gewesen, für mehr frische Kräfte in der Politik (einzig die Grünen präsentieren eine Kandidatin, die sich nicht schon in x Ämtern verbraucht hat). Stattdessen sehen wir in den TV-Debatten diejenigen, die wir gefühlt immer schon gesehen haben. Wie beispielsweise einen Friedrich Merz, der sich weniger um CDU-Inhalte kümmert, als vielmehr um die Frage, mit wem die FDP bereit wäre zu koalieren. Doch das ist eigentlich ein Thema, das Merz eher dem Dauerjüngling Christian Lindner überlassen könnte.

Und so oszilliert der Wahlkampf 2021 zwischen „weiter so“ und „ungefähr weiter so“ und „schau’n mer mal“ und das klingt danach, als würden wir einmal mehr eine Chance verpassen, unsere Gesellschaft etwas moderner zu gestalten.

Dabei muss Deutschland dringend modernisiert werden. Die Infrastrukturen des Landes sind marode, die Sozialsysteme sind gefährdet, der demographische Wandel ist nicht vorbereitet und kaum gemanagt und es entsteht bei vielen Menschen das Gefühl, als würden die ganzen Krisen lediglich verwaltet, statt dass man versucht sie zu lösen.

Das Spannendste an dieser Bundestagswahl werden die Wochen und Monate danach werden, wenn sich drei Parteien zu einer Koalition zusammenraufen und ein gemeinsames Regierungsprogramm aufstellen müssen. Das wird Monate dauern und bis dahin wird „Mutti“ weiter Kanzlerin bleiben. Das ist doch schon mal was…

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