Die gröβte Dauerwerbesendung der Welt

Seit Samstag läuft wieder einmal die Tour de France. Drei Wochen lang fahren die besten Radprofis der Welt quer durch Frankreich. Ein Megaspektakel.

Da rasen sie wieder durch Frankreich, die hochgedopten Helden des Radsports... Foto: SIG SG 510 / Wikimedia Commons / CC0 1.0

(KL) – Die Leistungsschau der Pharmaindustrie ist am Samstag in Brüssel gestartet. Vor den Augen der ganzen Welt fahren hochgedopte Spitzensportler durch die Ebenen und Gebirgszüge Frankreichs und kommen dabei Mitte der kommenden Woche sogar durchs Elsass. Und irgendwie handelt es sich um das seltsamste Groβereignis des internationalen Sports.

Die Frage, die allen auf der Zunge liegt, beantworten die Experten. „Momentan“, so die Experten der internationalen Dopingagentur WADA, „sind vor allem Eigenblutdoping und kleine Dosen EPO angesagt“. Als ob es eine Selbstverständlichkeit sei. Doch um diese riesige Dauerwerbeveranstaltung organisieren zu können, müssen die Etappen und damit die TV-Zeiten eben unmenschlich lang sein, denn das Publikum will Dramen sehen und die gibt es dann, wenn diese hochgezüchteten Radhelden an ihre Grenzen gehen, beispielsweise in den Pyrenäen oder den Alpen.

Dass es praktisch unmöglich ist, drei Wochen lang fast täglich 180 bis 250 km mit Vollgas Rad zu fahren, dürfte jedem einleuchtend sein. Also ist es fast verständlich, dass die Helden der Landstraße zu ihren „kleinen Helfern“ greifen. Die seit Jahren im Raum stehende Forderung, bei den groβen Rundfahrten (Giro d’Italia, Tour de France und Vuelta) die Etappen zu kürzen und mehr Ruhetage einzubauen, entspricht nicht den Wünschen der Sponsoren, also wird diese Option nicht einmal diskutiert.

Immerhin, die Tour de France ist auf eine ganz bestimmte Art sehr ehrlich – niemand macht mehr einen Hehl daraus, dass es um Geld und Werbung geht. In Zeiten des aufkeimenden Neonationalismus ist es erstaunlich, dass die Fahrer nicht für ihre jeweiligen Länder an den Start gehen, sondern als radelnde Litfaβsäulen am Start sind, für Organisationen, die so seltsame Namen wie „Bora – Hansgrohe“, „Jumbo“ oder „Cofidis“ tragen. Die Nationalität der Fahrer spielt also nur eine untergeordnete Rolle. König Mammon regiert – und niemand stört sich daran.

Auf der anderen Seite sind diese groβen Rundfahrten inzwischen praktisch die einzige Gelegenheit, Radsport zu sehen. Für Veranstalter von Amateurrennen sind die Sicherheitsauflagen heutzutage derart hoch (und teuer), dass praktisch gar keine groβen Amateurrennen mehr stattfinden können.

Und so werden sich alle am Ende der Bergetappen die gleiche Frage stellen, die man sich seit Jahren stellt: „Was hat der denn genommen“?

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