„Embedded“ im deutsch-französischen Ausbildungsmarkt

„Die tun ja eh nichts“ ist schnell gesagt. Und grundlegend falsch. Eurojournalist(e) hatte gestern die Erlaubnis, bei einer Arbeitssitzung teilzunehmen, auf der Gutes in die Wege geleitet wurde.

Wenn nicht nur geredet wird, sondern konkrete Dinge ausgearbeitet werden, dann macht das sogar Spaß! Foto: © Kai Littmann

(KL) – Wenn Journalisten die Möglichkeit haben, bei Konflikten in vorderster Linie berichten zu können, dann nennt man sie „embedded“. Diese Gelegenheit hatte Eurojournalist(e) gestern. Natürlich nicht in einem Konflikt, sondern bei einem wichtigen Treffen, bei dem wichtige Weichen in Richtung eines gemeinsamen, deutsch-französischen Ausbildungsmarkts gestellt wurden.

Alle sprechen vom grenzüberschreitenden Ausbildungs- und Arbeitsmarkt und es gibt tatsächlich Profis aus diesem Bereich, die sich einfach zusammensetzen und die Dinge auf den Weg bringen, die am Oberrhein gebraucht werden. Gestern fand ein erfrischend informelles Treffen in der Agentur für Arbeit in Offenburg statt, bei dem zwei neue Programme aus der Taufe gehoben wurden, die konkret, schnell umsetzbar und dringend notwendig sind. Einer der Gründe für dieses erfolgreiche Arbeiten war der Umstand, dass alle Teilnehmer ausgewiesene ExpertInnen sind und es niemand nötig hatte, sich politisch oder sonst wie zu profilieren.

Zugegeben, ganz so einfach war es dann doch nicht – das gestrige Treffen war das Ergebnis zahlreicher Einzelgespräche zwischen den Beteiligten, die im Vorfeld mit viel Engagement und zum Teil in der Freizeit geführt wurden.

Die Arbeitsagentur Offenburg (mit Gastgeber Horst Sahrbacher), die grenzüberschreitende Stelle der Arbeitsagenturen Freiburg und Offenburg (Norbert Mattusch), die Wirtschaftsregion Ortenau WRO (Manfred Hammes), der Eurodistrikt Straßburg-Ortenau (Cordula Riedel), die Akademie Straßburg (Alain Boos), die IHK Straßburg und Bas-Rhin (Katja Beck) und die Stiftung Entente Franco-Allemande FEFA (Jean-Georges Mandon und Jacques Jolas) hatten ein klares Ziel – die Einrichtung eines gezielten Programms, mit dem elsässische Schüler und Absolventen des Berufsabiturs (BAC Pro) einen Einstieg in die badischen Schlüsselindustrien Maschinenbau und Elektrotechnik finden. Nach zwei Stunden stand ein Programm mit mehreren Schienen, mit dem sich noch in diesem Jahr neue Möglichkeiten für elsässische Schüler ergeben, von denen alle profitieren werden – der Arbeitsmarkt, die einzelnen Schüler, die Unternehmen in Baden und die gesamte Region, die mit dieser neuen Initiative weiter zusammenwächst.

Und so sieht diese Initiative aus. Diese Arbeitsgruppe wird noch in diesem September Schülern aus dem BAC Pro (2. und 3. Jahr) aus zwei elsässischen Schulen anbieten, in ausgesuchten Unternehmen in der Ortenau in den Fachrichtungen Maschinenbau und Elektrotechnik ein langes Praktikum zu machen, das während der Ausbildungszeit 22 Wochen dauern soll. Interessant ist die Verteilung der Aufgaben und der Finanzierung – jeder der Teilnehmer dieser Arbeitsgruppe bringt über seine Organisation wichtige Elemente ein, die von Kontakten bis zu Geld reichen. Zwei Optionen wird es in diesem Programm geben – eine für Pendler, die abends wieder nach Hause können (und folglich in rheinnahen Unternehmen ihr Praktikum absolvieren) und eine für Nichtpendler, bei denen die am Projekt beteiligten Organisationen und die Unternehmen dafür Sorge tragen, dass die Praktikanten Unterbringung und Verpflegung am Ort des Praktikums erhalten.

Das zweite Programm richtet sich an Schüler, die das BAC Pro bereits bestanden haben. Hierbei ist wichtig, dass diese Absolventen meistens innerhalb von weniger als sechs Monaten vom Arbeitsmarkt aufgenommen werden – diese Zielgruppe soll ein berufsvorbereitendes Mitarbeiten im Unternehmen zum Gegenstand haben, das nicht nur die Absolventen weiter qualifiziert, sondern auch darauf abzielt, dass nach so einem Mitarbeiten auch Übernahmen ins Unternehmen entstehen. „Sollte nach der definierten Zeit noch keine Entscheidung möglich sein, dann legen wir eben ein paar Monate drauf“, schlug der Chef der Arbeitsagentur Horst Sahrbacher vor. Damit das Projekt schnell den Weg in die Praxis findet, regte die Generalsekretärin des Eurodistrikts Cordula Riedel an, noch vor Jahresende ein entsprechendes Pilotprojekt aufzusetzen.

Unterstützt werden die Programme von den Partnern. „Wenn die Partner im Elsass und in Baden mitziehen, dann dürfen Sie mit unserer finanziellen Unterstützung rechnen“, sagte der Präsident der FEFA, Jean-Georges Mandon. „Denn dieses Projekt entspricht den Zielen und Vorstellungen aller, die hier am Tisch sitzen.“ So machte sich der Chef der WRO Manfred Hammes gleich an die Redaktion einer Information an die Unternehmen in der Ortenau. Und Alain Boos von der Akademie Straßburg bereitet Unterlagen und Kontakte mit den Schulen vor.

Schon bald trifft sich dieses Team, dessen Mitglieder sich alle der Praxis und dem Konkreten verschrieben haben, auf Einladung von Cordula Riedel beim Eurodistrikt Straßburg-Ortenau wieder. Auch das ist eine der Antworten darauf, was eigentlich der Eurodistrikt macht. Einfach – er arbeitet. An diesem und anderen Programmen. Genau wie alle anderen Partner am Tisch.

Das waren zwei Stunden, die sich gelohnt haben. In erster Linie für die elsässischen Schüler, aber auch für alle anderen. Und ja, wenn so transparent vorgegangen wird, dann macht es auch Spaß, darüber zu berichten. Damit die Menschen verstehen, dass die Profis der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit nicht den ganzen Tag Däumchen drehen, sondern mit Vollgas unterwegs sind. Und wir freuen uns schon auf unsere nächste Mission. Embedded.

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