Es wird immer chaotischer

Die pandemische Lage wird immer angespannter und die Bundesländer verkünden Maßnahmen, die immer schärfer werden. Vom allgemeinen Lockdown bis zur Impf-Pflicht ist alles dabei.

Dieses Virus hält uns seit fast zwei Jahren in Atem - und es wird nicht besser... Foto: We Are Covert / Wikimedia Commons / CC0 1.0

(KL) – Die Bundesrepublik schaut aufmerksam in den Südosten der Republik, nach Bayern, Sachsen und Thüringen. Denn dort explodieren gerade die Infektionszahlen, sind die Krankenhäuser unter starkem Druck und verbreitet sich das Virus mit rasanter Geschwindigkeit. Und jeden Tag werden neue Maßnahmen verkündet, die vor allem eines zeigen: nicht etwa Entschlossenheit, sondern Hilflosigkeit.

Bayern, das aktuell extrem von der Pandemie betroffen ist, mit Inzidenzen bis zu 1400 in einigen Landkreisen, reagiert am schnellsten. Ministerpräsident Markus Söder hat bereits alle Weihnachtsmärkte im Land abgesagt; Clubs, Bars und Diskotheken müssen (mindestens) für drei Wochen schließen, und Landkreise, in denen die Inzidenz über 1000 steigt, müssen in einen vollständigen Lockdown. Bei Kultur- und Sportveranstaltungen dürfen nur noch 25 % der Kapazitäten besetzt werden, also jeweils nur 1 von 4 Plätzen und bei solchen Veranstaltungen gilt das 2G+-Format, also Zugang nur für Geimpfte und Genesene MIT aktuellem Test. Dazu will Söder „im Frühjahr“ eine Debatte über eine allgemeine Impf-Pflicht führen, also nicht nur für bestimmte Berufsgruppen. Dazu wird flächendeckend die 2G-Regel in Bayern eingeführt, die allerdings nicht im Einzelhandel gelten soll. In den Geschäften soll allerdings wieder eine Begrenzung von 1 Kunden auf 10 m2 gelten und gastronomische Betriebe müssen um 22 Uhr schließen. Dieses Paket wird am Dienstag dem bayrischen Landtag zur Abstimmung vorgelegt und da sich die Zahlen bis dahin kaum verbessern werden, kann man davon ausgehen, dass dieses Paket auch angenommen wird.

Von der Absage der Weihnachtsmärkte sind besonders München und der ebenfalls weltberühmte Christkindlsmarkt in Nürnberg betroffen – und das sind herbe Verluste für den bayrischen Wintertourismus. Nur – kann man bei einer solchen Entwicklung einfach abwarten? Markus Söder tut das, was er seit Beginn der Krise tut – er handelt eher schnell.

In Sachsen stehen harte Entscheidungen wohl noch früher an. Ab Montag will Ministerpräsident Michael Kretschmer einen allgemeinen Lockdown verhängen („2G+ reicht nicht mehr“). Dies würde auch die Frage der Weihnachtsmärkte klären. Obwohl sich Kretschmer für eine Absage aller Weihnachtsmärkte wie in Bayern ausgesprochen hatte, planen Dresden, Plauen und Leipzig immer noch, ihre Weihnachtsmärkte planmäßig zu eröffnen. In den anderen Städten Sachsens wurden die Weihnachtsmärkte abgesagt, in Chemnitz wurde, bis zu einer endgültigen Entscheidung, der Aufbau der Stände abgebrochen. Doch auch Dresden und Leipzig dürfen sich nicht zu sicher fühlen: Sollte es tatsächlich zu einem allgemeinen Lockdown kommen, würde sich die Frage der Weihnachtsmärkte ohnehin von selbst lösen.

In Thüringen ist die Situation noch gemischt. Abgesagt haben dort ihre Weihnachtsmärkte Altenburg, Amt Creuzburg, Artern, Bad Berka, Bad Frankenhausen, Bad Langensalza, Bad Lobenstein, Bad Tennstedt, Dingelstädt, Eisenberg, Eisfeld, Gera, Geraberg, Heiligenstadt, Heldburg, Hildburghausen, Jena, Kahla, Lauscha, Leinefelde-Worbis, Mühlhausen, Neustadt an der Orla, Nordhausen, Römhild, Saalfeld, Schleiz, Schmalkalden, Schmölln, Sonneberg, Sömmerda, Themar, Vacha, Schloss Kochberg und die Wartburg – doch stattfinden sollen sie in Bad Salzungen, Eisenach, Erfurt, Gotha, Meiningen, Rudolstadt, Suhl und Weimar. Allerdings hat auch Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow bereits angekündigt, schärfere Maßnahmen verhängen zu wollen und sich dabei am Nachbarn Sachsen zu orientieren.

In den anderen Bundesländern wartet man noch weitgehend ab. Wohl in der Hoffnung, der Infektions-Kelch möge an einem vorübergehen. Doch glaubt wirklich jemand ernsthaft, dass dieses, sich immer weiter ausbreitende Infektions-Geschehen regional begrenzt bleibt. Die Welle verläuft von Südost (Österreich, Tschechische Republik, Bayern, Thüringen, Sachen) nach West-Nord-West. Und ganz offensichtlich kann sie nichts aufhalten. Dort, wo man heute aufmerksam nach Bayern, Sachsen und Thüringen schaut, wäre man gut beraten, würde man sich darauf einstellen, dass das dortige Infektions-Geschehen innerhalb kürzester Zeit bei einem selbst ankommen wird. Die Adventszeit dürfte ziemlich schwierig werden…

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste